Jens Weidmann

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Frankfurt – Der Präsident der deutschen Bundesbank Jens Weidmann hat seine Bereitschaft signalisiert, 2019 für die Nachfolge von Mario Draghi auf dem Chefposten der EZB zur Verfügung zu stehen. "Ich denke, jedes Mitglied im EZB-Rat sollte den Gestaltungswillen mitbringen, auch in einer anderen Rolle an der Geldpolitik mitzuwirken", sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagsausgaben).

Die Nachfolge-Diskussion habe aus seiner Sicht aber viel zu früh begonnen, so Weidmann. Draghi scheidet Ende Oktober 2019 nach acht Jahren an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) aus dem Amt. "Es geht jetzt nicht mehr darum, auf die Krise zu reagieren, sondern die Geldpolitik wieder zurück in vertrauteres Terrain zu führen und die geldpolitische Strategie für die Zukunft abzustecken", sagte Weidmann. So sollte die EZB aus seiner Sicht rasch die Entscheidung über eine Beendigung ihrer billionenschweren Anleihenkäufe treffen. "Ich prognostiziere keine EZB-Ratsentscheidungen, halte es aber für vernünftig, bald für Klarheit zu sorgen und ein Enddatum anzukündigen." Die nächsten Zinssitzungen der EZB sind am 14. Juni in Riga und am 26. Juli in Frankfurt.

Die insgesamt auf 2,55 Billionen Euro angelegten Käufe, die in Deutschland umstritten sind, sollen noch bis mindestens Ende September fortgesetzt werden. Was danach passieren soll, ist immer noch unklar. Die Annahme an den Börsen, dass die Käufe nicht über das Jahresende hinaus fortgeführt werden, erscheine ihm plausibel, sagte Weidmann. Die Konjunktur im Euroraum laufe ausgesprochen gut, die Wirtschaft sei inzwischen stark ausgelastet. Die massiven Wertpapier-Transaktionen waren in den vergangenen Jahren eines der wichtigsten Werkzeuge der EZB, um die Konjunktur anzuheizen und die Inflation anzuschieben.

In ihrer jüngsten Prognose erwarten die Euro-Wächter für das Jahr 2020 eine Teuerung von 1,7 Prozent. "Das ist aus meiner Sicht durchaus im Einklang mit unserer Definition von Preisstabilität", so Weidmann. Die Euro-Notenbank strebt knapp unter zwei Prozent als Idealwert für die Wirtschaft an. Im April lag die Inflation aber nur bei 1,2 Prozent. (APA, 19.5.2018)