Gewinner der Goldenen Palme: Der japanische Regisseur Hirokazu Kore-eda mit Jury-Präsidentin Cate Blanchett.

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Der japanische Regisseur Hirokazu Kore-eda wurde am Samstagabend in Cannes für seinen Film Shoplifters mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Mit feinsinniger Beobachtungsgabe lotet das Drama den Alltag einer Patchworkfamilie aus Dieben und Verstoßenen aus, die trotz ihrer prekären Lage auch Solidarität und Fürsorge untereinander kennen. Kore-eda war schon mehrfach in Cannes vertreten und gewann bereits 2013 den Preis der Jury für den Film Vater und Sohn. Zuletzt ging die Palme 1997 nach Japan, damals für The Eel von Shohei Imamura.

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Den Großen Preis der Jury sprach die von Cate Blanchett angeführte Jury dem afroamerikanischen Regisseur Spike Lee für seine Thrillerkomödie BlacKkKlansman zu. Lee erzählt den wahren Fall eines großmäuligen schwarzen Cops (John David Washington), der in den 1970er-Jahren gemeinsam mit seinen Kollegen den Ku-Klux-Klan infiltriert.

Als bester Regisseur wurde der polnisch-britische Filmemacher Pawel Pawlikowski für sein Liebesmelodram Cold War prämiert. Der Schwarzweißfilm beschreibt die Schikanen einer geteilten Welt durch die Liebe eines polnischen Musikerpaares, welche durch die Erfahrung der Emigration zerrüttet wird. Der Preis der Jury ging an die libanesische Regisseurin Nadine Labaki für ihr Sozialdrama Capharnaüm, einem in fahrigen Bildern inszenierten Rührstück um zwei auf sich allein gestellte Kinder auf den Straßen Beiruts.

Historischer Sonderpreis für Jean-Luc Godard

Erstmals in der Geschichte des Festivals wurde eine zweite Spezial-Palme vergeben: Jean-Luc Godard wurde damit für seinen unermüdlichen Einsatz um die Erweiterung der Formensprache des Kinos gewürdigt. Die von der Kritikern favorisierte Italienerin Alice Rohrwacher musste sich ex-aequo mit Nader Saeivar (für 3 Faces von Jafar Panahi) mit dem Drehbuchpreis zufrieden geben.

Als bester Schauspieler wurde der Italiener Marcello Fonte geehrt. Er spielt in Matteo Garrones Dogman einen gutmütigen Hundepfleger, der zunehmend von einem Kriminellen drangsaliert wird. Beste Schauspielerin wurde Samal Yeslyamova aus Nordkasachstan für ihre Leistung in dem Drama Ayka von Sergey Dvortsevoy.

Asia Argento über Cannes und Weinstein

Auch die #MeToo-Debatte kam beim Abschluss von Cannes noch zur Sprache: Die italienische Schauspielerin Asia Argento nutzte eine Anmoderation, um in einer emotionalen Rede ihre Vergewaltigung durch Harvey Weinstein im Alter von 21 Jahren anzusprechen. Das Festival Cannes sei ein Jagdrevier Weinsteins gewesen: "Harvey Weinstein wird hier nie wieder willkommen sein", doch auch heute Nacht säßen noch Menschen im Saal, so Argento, die für ihr Verhalten gegenüber Frauen zur Rechenschaft gezogen werden sollten. (red, 19. 5. 2018)