Pakadoo möchte Zustellungen bündeln und argumentiert das mit dem Wegfall von Mehrfachfahrten seitens der Paketdienste wie der Arbeitnehmer.

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Der gelbe Zettel an der Haustür ist für viele ein Ärgernis: Der Kunde muss seiner Bestellung hinterherlaufen, der Lieferant hat einen logistischen Mehraufwand, und auch der Verkäufer hat mehr Scherereien, wenn das Paket dadurch am Ende gar nicht ankommt. Die Zustellvariante Pakadoo der LGI Logistics Group will dieses Problem lösen. Unlängst wurde das innovative Konzept mit dem Nachhaltigkeitspreis der Bundesvereinigung Logistik Österreich (BVL) ausgezeichnet.

"Wo sind die meisten Menschen, wenn sie zu Hause ihr Paket nicht annehmen können? In der Regel in der Arbeit, im Büro", skizziert Markus Ziegler, Geschäftsbereichsleiter für Pakadoo bei LGI, die Grundüberlegung. Somit wäre doch vieles einfacher, wenn jeder Kunde sich seine Bestellung zum Arbeitsplatz liefern lassen könnte.

Das ist aber leichter gesagt als getan: Poststellenmitarbeiter hätten einen enormen Mehraufwand, wenn sie auch noch die private Post der Mitarbeiter austeilen müssten. Zudem wäre das auch in Sachen Privatsphäre heikel, da sich der Arbeitgeber leicht über das Bestellverhalten seiner Mitarbeiter informieren könnte.

Arbeitgeber motivieren

"Wir haben uns daher überlegt, was Arbeitgeber wie Betriebsräte dennoch motivieren könnte, Privatsendungen ins Unternehmen zuzulassen. Es war schnell klar, dass der Service einen einfachen und transparenten Prozess bieten muss, der zugleich wenig Mitarbeiterdetails verrät", berichtet Ziegler.

Die Investitionen der Paketdienstleister hätten zuletzt im Bereich technischer Innovationen gelegen – etwa im Bereich Drohnen und Paketroboter. Das hält Ziegler zwar für richtig, aber er betont, dass das Thema ohne eine logistische Betrachtung nicht auskomme: "Die Paketflut wird man nur durch Bündelungskonzepte bewältigen können." Und ein solches biete Pakadoo.

Und das funktioniert so: Hat das Unternehmen die Lösung implementiert, kann sich der Mitarbeiter registrieren und bekommt eine Pack-ID zugewiesen. Wird nun in einem Onlineshop etwas bestellt, sind im Adressatenfeld nur der Firmensitz und diese Nummer zu sehen. Nachdem die Betriebspost ausgeliefert wurde, bearbeiten die Mitarbeiter der Poststelle die eingegangenen Privatsendungen.

Zeitersparnis

Sobald das Paket eingescannt wurde, erhält der Besteller eine E-Mail, dass er die Sendung im Haus abholen kann. Es ist dem Arbeitgeber überlassen, ob er die Abholung in einem bestimmten Zeitfenster erlaubt oder rund um die Uhr. In jedem Fall wird den Angestellten so Zeit erspart. Ziegler: "Die Arbeitgeber, die Pakadoo eingeführt haben, schenken ihren Angestellten 15 Minuten Zeit. Das ist die Durchschnittszeit, um ein Paket von der Post abzuholen."

Aber kommt durch diese Steigerung der Lieferungen damit nicht auf die Mitarbeiter der Poststelle mehr Arbeit zu? Ziegler verneint das: Das System sei so effizient designt, dass sich die Abläufe in der Poststelle nicht wesentlich ändern. Das zeige sich auch daran, dass es nur kurze Zeit brauche, um die Mitarbeiter für das System zu schulen. Bislang habe auch noch kein Pakadoo-Partner zusätzliches Personal einstellen müssen.

Seit neuestem bietet Pakadoo auch die Möglichkeit, intelligente Paketschränke im Betrieb aufzustellen. All das soll auch zur Zufriedenheit der Mitarbeiter beitragen. Laut Ziegler macht sich ein Betrieb, der Pakadoo anbietet, gerade für jüngere Arbeitnehmer interessant, die vermehrt auf ein ausgeglicheneres Verhältnis von Freizeit und Arbeit Wert legen und für die Onlinehandel selbstverständlich ist.

Mit Pakadoo soll aber nicht nur Zeit, es sollen auch Emissionen gespart werden: Anstatt viele Einzeladressen anzusteuern, kann der Paketdienstleister eine Masse von Lieferungen bündeln – weniger Fahrten, weniger Emissionen. Auch die Empfänger können sich die Fahrt zur Post oder zum Paketshop sparen. Insgesamt werde so auch der innerstädtische (Liefer-)Verkehr reduziert und komfortabler gemacht. (Johannes Lau, 23.5.2018)