Medway, Tochter der MSC, ist führend auf der Iberischen Halbinsel.

Foto: MSC / Medway / Walter Branco

Wie man ein hochdefizitäres, staatliches Güter-Transport-Unternehmen saniert und auf Erfolgsschiene bringt, das zeigt die Mediterranean Shipping Company (MSC). 2016 hatten die Schweizer 95 Prozent der staatlichen Comboios de Portugal (CP) Carga (für rund 53 Mio. Euro) übernommen.

Die zweitgrößte Reederei der Welt hatte ein klares Ziel: Man will der führende Logistiker in Portugal und Spanien werden. Dafür möchte man den Fracht- und Containertransport auf Schiene für Synergien mit Containerterminals an den Küsten und auf dem Binnenland nutzen.

Die Sanierung der CP Carga ist geglückt, unter dem Namen Medway operiert die Tochter MSC Rail Portugal S. A. nun in beiden iberischen Staaten. Unter CEO Carlos Vasconcelos hat das Unternehmen 2017 erstmals schwarze Zahlen geschrieben. Ein Gewinn von 300.000 Euro nach 1,6 Millionen Euro Verlust (2016) markierte die Trendwende.

Auch für 2018 geht Vasconcelos davon aus, dass das Ergebnis positiv ausfällt. Trotz des starken Rückgangs im Stückguttransport, vor allem von Sand und Zement, über die portugiesischen Häfen von Aveiro und Setúbal – stets ein Stützpfeiler der CP Carga – wegen sinkender Nachfrage in Nordafrika, "zeichnet sich bei Containern ein konstantes Wachstum ab", sagt Vasconcelos dazu.

Marode Infrastruktur

"Unser Konkurrent ist der Gütertransport auf der Straße", stimmt auch er in das Klagelied vieler Bahnfrachtanbieter ein. Nur etwa vier Prozent der Waren werden zwischen Spanien und Portugal auf der Schiene transportiert.

Was laut Vasconcelos nicht zuletzt an den Trassen liegt, die teils nicht elektrifiziert, teils einspurig sind und eine höhere Rentabilität mit dem Erreichen der maximalen Zuglänge von 750 Metern gar nicht erst zulassen würden. Und so haben die vier neuen, leistungsstarken Elektrodiesellokomotiven, die die Fracht- und Containeranhänger durch Portugal und Spanien ziehen, noch nicht ausgeschöpfte Kapazitäten frei.

Doch verzögern sich große Staatsinvestitionen im Post-"Troika"-Rettungsland Portugal deutlich. Bis 2020 läuft noch ein Infrastrukturplan der Regierung mit einem Volumen von rund 1,8 Mrd. Euro (ca. 50 Prozent davon stammen von der EU). Dessen Rahmen wurde zwar schon deutlich gesprengt, aber immerhin werden bestehende Trassen modernisiert, etwa 480 Kilometer bekommen Oberleitungen, ebenso viele werden mit elektronischen Signalanlagen ausgestattet. Das soll den Frachttransport ankurbeln, die Kosten pro Container senken sowie die Exportwettbewerbsfähigkeit steigern.

Auch die Anbindung der Häfen soll forciert werden. Jene zum wichtigen Hafen von Setúbal wird soeben neu gebaut. Für den Export werden die Strecken Richtung Spanien – Stichwort "Atlantikkorridore" – auf den neuesten Stand gebracht: Holzschwellen werden durch Betonschwellen ersetzt, Teilstücke zweigleisig ausgebaut.

Höchste Eisenbahn, denn wie ein internes Papier des Infrastrukturministeriums von 2016 klassifizierte, sind mehr als 60 Prozent des Schienennetzes in "schlechtem" oder "sehr schlechtem" Zustand. Im laufenden Jahr häuften sich zudem Entgleisungen von Güter-, aber auch Personenzügen, sieben waren es bisher.

Dominante Marktposition

Dessen ungeachtet geht die Expansion von Medway weiter. Eine Kooperation mit der spanischen teilprivatisierten Renfe-Mercancias ist seit November 2017 auf Schiene. Primär geht es hierbei um den Exportmarkt von Merida über Badajóz und Elvas wie zum Hafen von Sines. Dabei spielt der neue Logistik- und Containerterminal Valedetorres beim westspanischen Merida (Extremadura) eine wesentliche Rolle.

Einer der wichtigsten Frachtkorridore Spaniens liegt zwischen Madrid, ein Ballungsraum wo über 5,2 Millionen Menschen leben, und der Hafenstadt Valencia. Auf dieser Strecke transportieren Medway-Züge seit Februar fünfmal pro Woche auf 38 Waggons bis zu 76 TEU-Container (TEU steht für Twenty-foot Equivalent Unit, Anm.).

Seit Anfang April verkehren täglich Güterzüge mit einer Kapazität von 100 TEU zwischen dem Flusshafen von Sevilla und dem portugiesischen Atlantikhafen von Sines (Alentejo), wo MSC und Maersk, die weltgrößte Containerschiffgesellschaft, gemeinsam einen großen Containerterminal für den Überseehandel haben. Damit hat MSC ihr Ziel erreicht: 90 Prozent des Schienenfrachtverkehrs werden bereits von Medway abgewickelt.

Diese dominante Marktposition sehen Mitbewerber und vom Schienentransport abhängige Unternehmen als eine gefährliche Monopolstellung in Portugal – darunter das Área Logística Bobadela (kurz ALB) am Hafen von Lissabon, das im April eine Beschwerde bei der Wettbewerbsbehörde einlegte. (Jan Marot, 23.5.2018)