Wuchtige Eleganz: die in der Ukraine gebaute An-225 "Mrija", zu deutsch "Traum", im Landeanflug auf Perth in Australien.

Foto: APA / AFP / Greg Wood

Die An-225 mit gehobener Bugklappe, nachdem 2016 ein Generator nach Australien geliefert wurde.

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Sie ist ein Superlativ mit Flügeln: Die Antonow An-225 kann mit einer Spannweite von 88 Metern, sechs Triebwerken und einer Länge von 84 Metern ein Volumen von 1220 Kubikmetern oder ein Gewicht von 250 Tonnen bewegen. Sie hat 2004 die bisher schwerste in einer Maschine transportierte Luftfracht, 247 Tonnen schweres Ölförder-Equipment, von Prag nach Taschkent überstellt. Seit 2009 hält sie den Rekord für das schwerste Einzelfrachtstück, nachdem sie einen 190-Tonnen-Gasgenerator stemmte. Die An-225 ist schlicht das größte Frachtflugzeug der Welt.

Nachdem der Rekordflieger längere Zeit für Generalüberholung und Technik-Update im Hangar in Kiew stand, war er heuer bereits am Flughafen Leipzig oder bei der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin zu sehen. Neben militärischen Einsätzen wird er etwa gebucht, wenn für eilige Lieferungen keine Frachtschiffe verfügbar sind oder unförmige Güter wie Rotorblätter für Windräder zu bewegen sind.

250 Tonnen Frachtkapazität

In den vergangenen Jahren war es ruhig um den Riesen mit den entsprechend teuren Flugstunden geworden. Das könnte sich aber bald ändern, denn der krisengeschüttelte Hersteller Antonow, mittlerweile Teil eines staatlichen Rüstungskonzerns der Ukraine, möchte gemeinsam mit Partnern in China die An-225 in die Serienproduktion bringen.

Dabei ist die An-225, die 1988 zum ersten Mal abhob, ein Kind des Kalten Kriegs. Sie wurde entwickelt, um etwa die russische Raumfähre Buran tragen zu können. Mit dem Ende der UdSSR erledigte sich dieses Gegenprogramm zum Spaceshuttle.

Die An-225 machte ab 2001 als Lösung für die etwas sperrigere Luftfracht Karriere und wurde etwa im Afghanistankrieg oft eingesetzt. Mit ihren 250 Tonnen Frachtkapazität bleibt sie bis heute jedenfalls unerreicht. Zum Vergleich: Die kapazitätsstärkste Boeing 747 schafft eine Nutzlast von 140 Tonnen.

Die An-225 ist eine Weiterentwicklung der sechs Jahre davor erstmals gestarteten, vierstrahligen An-124, die wie die größere Schwester sowohl durch die große Heckklappe als auch die aufklappbare Flugzeugnase einfach be- und entladbar ist. Bis heute wird über eine Wiederaufnahme dieses Erfolgsmodells, die in einer Militärvariante bis zu 150 Tonnen transportiert, diskutiert – wofür allerdings die Ukraine und Russland, wo die Maschinen einst zum Teil gebaut wurde, an einem Strang ziehen müssten.

Während über 50 Stück der An-124 gebaut wurden, ist die An-225 "Mrija", zu deutsch "Traum", die einzige ihrer Art. Eine zweite Maschine, deren Produktion in der Ukraine nicht abgeschlossen werden konnte, soll gemeinsam mit China fertiggestellt werden. Kommt es tatsächlich zu einer Serienproduktion, können die Superflieger auch eine Rolle in Chinas ehrgeizigen Raumfahrtplänen spielen. Die An-225 könnte dann etwa im Zuge eines "Air launch to orbit"-Konzepts während des Fluges Raketen mit Satelliten an Bord ins All starten lassen. (Alois Pumhösel, 27.5.2018)