Der scheidende Wiener Bürgermeister Michael Häupl pflegte gewisse Rituale. Im Frühjahr eröffnete er die Schanigartensaison, ein Fixtermin war auch die jährliche Klubtagung, die meist im burgenländischen Rust stattfand. Der Dienstagvormittag stand im Zeichen von Medienterminen. Oft zog Häupl einen weiteren Stadtrat im Steinsaal oder Roten Salon des Rathauses hinzu, um Neuerungen kundzutun.

Michael Ludwig, der am Donnerstag den Bürgermeistertitel offiziell übernimmt, verkündete bereits, dass er den Umgang mit Journalisten ändern wolle. Weg vom Rathaus, rein in die Grätzeln lautet die Devise.

Doch auch innerhalb der Stadtregierung steht Ludwig vor der Herausforderung, die Kommunikationswege neu aufzustellen. Häupl ließ sein Regierungsteam meist an der langen Leine, mischte sich kaum ein, wenn jemand mit einer Idee nach vorne preschte. Ludwig stellte klar: Sein Wort gilt. Er sei derjenige, der die Entscheidung treffe.

Es ist anzunehmen, dass Ludwig mehr auf Message Control, wie es auf neudeutsch heißt, wert legen wird. Die bunteren Vögel in Ludwigs Team, wie Sozialstadtrat Peter Hacker oder Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler könnten die kürzere Leine zu spüren bekommen.

Häupl hob an seinem letzten Dienstag hervor, dass es zwischen ihm und Journalisten kein "Haberertum" gegeben habe. Freunderlwirtschaft ist sicher auch nicht das Ziel Michael Ludwigs. Mehr Kontrolle könnte es aber geben. (Rosa Winkler-Hermaden, 22.5.2018)