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Die Wissenschafter verglichen alte Geigenklänge mit Singstimmen und entdeckten viele Übereinstimmungen.

Foto: Reuters/STEFANO RELLANDINI

Washington/Wien – Musikhistoriker haben den Verdacht schon lange, nun untermauern Forscher die Vermutung mit technischen Methoden: Frühe Geigenbauer dürften mit ihren Instrumenten die menschliche Stimme nachzuahmen versucht haben. Die ersten modernen Geigen aus dem 16. Jahrhundert "konnten dieselben klanglichen Charakteristika erzeugen wie menschliche Stimmen", resümiert eine Forschergruppe der Universität Taiwan im Fachblatt "PNAS".

Für ihre Studie nahmen die Wissenschafter zunächst Tonproben von 15 frühen Geigen auf – unter ihnen ein Instrument, das der Vater des modernen Geigenbaus, Andrea Amati aus dem italienischen Cremona, 1570 konstruiert hatte. Auch der Klang mehrerer Geigen aus der berühmten Stradivari-Familie wurde ausgewertet.

Vergleichbare Klangfarbe

Dann nahmen die Forscher die Stimmen von je acht männlichen und weiblichen Sängern auf, die Tonleitern sangen. Die Ergebnisse von Instrumenten und Sängern glichen sie mithilfe einer Software zur elektronischen Akustikanalyse ab – und trafen auf viele Übereinstimmungen in der jeweiligen Klangfarbe.

Die berühmte Amati-Geige etwa ahme offenbar männliche Singstimmen in Bass- oder Baritonlage nach. Dieser Befund "lässt es wahrscheinlicher erscheinen, dass die Geigenbaumeister dieser Epoche die Instrumente gebaut haben, um männliche Stimmen zu imitieren", schreiben die Forscher.

Bei den Stradivari-Geigen stellten sie die Besonderheit fest, dass diese eher an weiblichen Singstimmen – etwa in der Alt-Lage – herankommen. (APA, red, 23.5.2018)