Facebook-Chef Mark Zuckerberg war nicht erfreut über die Fragen der EU-Parlamentarier.

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Mark Zuckerberg war eigentlich nach Europa gereist, um Facebook-kritische EU-Abgeordnete zu besänftigen. Nach einem längeren Hin und Her hatte der Facebook-Chef einem öffentlichen Auftritt zugestimmt, der am Dienstagabend in Brüssel mit versöhnlichen Tönen begann.

Doch rasch merkte Zuckerberg, dass die EU-Abgeordneten deutlich kritischere und präzisere Fragen als ihre Kollegen im US-Kongress stellten. Anstatt detailliert Rede und Antwort zu stehen, nutzte Zuckerberg das vorgegebene Format allerdings, um allgemeine Antworten abzugeben. Dabei handelte es sich um die sogenannte "Konferenz des Präsidenten", die aus dem EU-Parlamentspräsidenten, den Fraktionsvorsitzenden oder deren Stellvertretern sowie ausgewählten Ausschussvorsitzenden besteht. Diese fragten Zuckerberg der Reihe nach zu Fake-News, Datenmissbrauch und gefälschten Konten, bevor der Facebook-Chef dann allen gesammelt antworten konnte.

Beitrag aus der Mittwoch-"ZiB" um 7 Uhr.
ORF

Facebook "nicht perfekt"

Dabei griff Zuckerberg auf die aus dem US-Kongress bekannten vorformulierten Antworten zurück: Künstliche Intelligenz helfe immer mehr, terrorverherrlichende oder hasserfüllte Beiträge auszufiltern. Facebook sei "nicht perfekt", entwickle sich aber ständig weiter. Auch die schon gewohnten Entschuldigungen brachte Zuckerberg einmal mehr vor. Damit zeigten sich die Abgeordneten allerdings nicht zufrieden. Sie wollten etwa wissen, ob Facebook Daten zu Menschen sammelt, die dort gar nicht aktiv sind. Schon im US-Kongress war Zuckerberg einer Erklärung zu sogenannten "Schattenprofilen" ausgewichen, diesmal ignorierte er sogar eine explizite Nachfrage.

Als die EU-Abgeordneten begannen, Zuckerbergs Antworten immer öfter zu unterbrechen, verwies der Facebook-Chef darauf, dass man bereits "15 Minuten über der Zeit" sei. Parlamentspräsident Antonio Tajani sprang seinem Gast bei: Dieser müsse ja "seinen Flieger erreichen". Während die EU-Abgeordneten noch forderten, dass Zuckerberg zumindest versprechen solle, schriftlich auf die Fragen zu antworten, packte dieser bereits seine Unterlagen zusammen. Zumindest sollen seine Stellvertreter demnächst in einzelnen EU-Ausschüssen erscheinen, um "in höherem technischem Detailgrad" auf die Fragen der Parlamentarier zu antworten.

Regulierung "unvermeidlich"

Dass Internetfirmen stärker reguliert werden müssen, ist für Zuckerberg "unvermeidlich". Er verwies jedoch darauf, dass darunter die Innovationskraft leiden könnte. Außerdem kündigte er an, dass Nutzer eine Liste an Apps in ihren Timelines angezeigt bekommen sollen, die derzeit auf Facebook-Daten zugreifen. So sollen User noch einmal überprüfen können, ob sie diese Berechtigungen weiterhin gewähren wollen. Nach drei Monaten Inaktivität sollen Apps den Zugriff verlieren.

Der Konzern kommt seit geraumer Zeit nicht aus den Schlagzeilen. Nach heftiger Kritik an der Verbreitung von Terrorpropaganda folgte die Hassposting- und Fake-News-Problematik, die wiederum vom Datenskandal von Cambridge Analytica abgelöst wurde. All diese Themen haben den politischen Druck auf Facebook verstärkt. Zuckerberg hatte einen Auftritt vor Politikern jedoch lange vermieden, zu Befragungen des US-Kongresses über russische Wahlmanipulation schickte er etwa seine Stellvertreter.

Im Zuge des Skandals um die Firma Cambridge Analytica, die unerlaubt Facebook-Daten von 90 Millionen Nutzern verwendet haben soll, kam Zuckerberg jedoch nicht mehr umhin, vor Abgeordneten zu erscheinen. Sein erster Auftritt im US-Kongress vor sechs Wochen war daher mit Spannung erwartet worden. Dort konnte er die oberflächlichen Fragen der Senatoren jedoch leicht parieren. In Brüssel gestaltete sich die Situation genau umgekehrt. (Fabian Schmid, 22.5.2018)