Würzburg – Die zahlreichen Schädlinge von Rapsfeldern werden großteils mit Insektiziden bekämpft. Eine aktuelle Studie zeigt allerdings, wie sich Ernteeinbußen auch verhindern lassen, indem man die natürlichen Feinde der Schadfresser aktiv unterstützt. Ein Team um Jochen Krauß von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) hat nun gezeigt, was man dafür tun muss.

In Rapsfeldern tummeln sich zahlreiche Insekten, die bei Landwirten nicht unbedingt gern gesehen sind. Die Larven des Rapsglanzkäfers etwa ernähren sich von den Rapsblüten, so dass keine Früchte entstehen und Ernteeinbußen drohen. Auch die Larven verschiedener Rüsselkäfer-Artenbevorzugen Rapsblüten und fressen sich dabei in die Stängel der Pflanzen hinein. Diese verkümmer in der Folge und sterben ab.

Diese hungrigen Insekten werden in der konventionellen Landwirtschaft in der Regel chemisch bekämpft. Man kann die Schädlinge offenbar aber auch klein halten, indem man ihren natürlichen Feinden hilft. Dazu gehören zum Beispiel Laufkäfer, Spinnen und andere räuberische Insekten, die am Boden leben. "Sie fressen die Larven der Schädlinge, wenn die sich zur Verpuppung auf den Boden fallen lassen", erklärt Krauß. Dadurch seien im Folgejahr weniger Schädlinge auf den Feldern zu finden. Frühere Studien hätten gezeigt, dass die räuberischen Insekten die Rapsfresser durchaus wirksam bekämpfen können.

Einfache Maßnahmen gegen Schädlinge

Wie kann man die Feinde der Rapsfresser in der modernen Agrarlandschaft stärken? Das Forschungsteam vom JMU hat herausgefunden, dass dies vergleichsweise einfach möglich sein müsste – mit Hilfe von Blühflächen und anderen sogenannten Agrarumweltmaßnahmen. Diese seien den Landwirten vom Staat vorgeschrieben und auf den Fluren in Deutschland auch relativ gut etabliert. Es sei aber nötig, die Maßnahmen noch planvoller und strategischer einzusetzen. Das berichtet das Forschungsteam im "Journal of Applied Ecology".

Blühflächen und ökologische Vorrangflächen sind nicht bewirtschaftete Äcker, die mit blühenden Pflanzen eingesät sind oder sich zu wiesenartigen Habitaten weiterentwickelt haben. "Auf solchen Arealen finden die Feinde der Rapsfresser dauerhaft gute Lebensbedingungen vor. Von dort können sie Raubzüge auf die Äcker unternehmen und die Larven der Schädlinge vertilgen", sagt Lehrstuhlinhaber Professor Ingolf Steffan-Dewenter.

Distanz als entscheidender Faktor

"Wir fanden auf Rapsfeldern, die an Agrarumweltmaßnahmen grenzen, doppelt so viele räuberische Laufkäfer wie auf anderen Rapsfeldern", sagt Koautor Fabian Bötzl. Mit wachsender Distanz zur Blühfläche habe die Zahl der räuberischen Arten und Individuen abgenommen. Die Distanz sei ein entscheidender Faktor für eine effektive natürliche Schädlingsbekämpfung, weil Dichte und Artenvielfalt von Räubern dafür ausschlaggebend seien.

"Die Effekte der Agrarumweltmaßnahmen sind nicht anders als die von naturnahen Habitaten. Das verdeutlicht den Wert dieser Maßnahmen für die Agrarlandschaft", so der Würzburger Ökologe. Er empfiehlt, Blühflächen und andere Refugien für Tiere in der Agrarlandschaft strategisch und gleichmäßig zu platzieren – das fördere nicht nur Wildbienen und andere Bestäuber, sondern auch die natürlichen Feinde von Schädlingen. Die gefundenen Distanzeffekte könne man jetzt nutzen, um mit Modellberechnungen und Simulationen die optimale Bewirtschaftungsform zu finden.

Untersuchung auf 31 Studienflächen

Diese Ergebnisse hat das Forschungsteam auf 31 Studienflächen in der Umgebung von Würzburg – zwischen Gemünden, Ochsenfurt und Hassfurt – erarbeitet. Es untersuchte die Effekte von älteren und jüngeren Blühflächen, von ökologischen Vorrangflächen und von natürlichen Kalkmagerrasen. Die am Boden aktiven Räuber (Käfer und Spinnen) wurden mit Bodenfallen gefangen, dann wurden Anzahl und Artenreichtum bestimmt. Der Versuch lief über drei Monate während der Wachstumsphase des Rapses, um die natürliche Schädlingskontrolle in dieser Zeit abschätzen zu können. (red, 23.5.2018)