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Pablo Iglesias und Irene Montero stehen in der Kritik.

Foto: REUTERS/Stringer

Pablo Iglesias, Podemos-Generalsekretär, vertraut einmal mehr seinem Charisma und seinen Führungsqualitäten: Der 39-jährige Politikprofessor setzt die Basis unter Druck. Entweder sie spricht ihm trotz des Kaufs einer 600.000-Euro-Villa das Vertrauen aus – oder er und seine Partnerin und Fraktionssprecherin Irene Montero gehen. Im neuen Haus sollen die Zwillinge, die die beiden erwarten, behütet und fern des Presserummels aufwachsen.

Bisher ist es immer gutgegangen, wenn sich "der mit dem Pferdeschwanz" – so sein Spitzname – etwas in den Kopf gesetzt hat. Bekanntgeworden durch Talkshows, rief der Sohn einer Gewerkschafterin, der bis dahin in der einstigen Wohnung seiner Großmutter in einem Arbeiterviertel in Madrid lebte, vor vier Jahren das linksalternative Projekt Podemos ins Leben und erzielte eine Reihe von Erfolgen: Einzug ins EU-Parlament, drittstärkste Partei in der spanischen Volksvertretung und regierende Kraft dank breiter Bürgerbündnisse in Großstädten wie Madrid und Barcelona. In nur wenigen Wochen motivierte er 2015 Hunderttausende für den "Marsch für den Wechsel".

Es sind diese Erfolge, die Iglesias ausmachen. Doch die Zeiten des kometenhaften Aufstiegs und seiner Beliebtheit sind vorbei. Die Presse und die traditionellen Parteien suchen kleinste Fehler, um diese breitzutreten. Iglesias hat seinen Teil dazu beigetragen.

"Links gegen rechts"

Sein wohl größter Fehler war die Änderung der Parteilinie am zweiten Parteikongress, um altlinke Formationen und deren Sympathisanten einzubinden. Aus dem Diskurs von "unten gegen oben" wurde ein altbekanntes "links gegen rechts".

Iglesias warf sein ganzes Gewicht in die Waagschale und gewann. Eine Säuberungswelle im Parteiapparat folgte. Seither umgibt er sich statt mit jungen Menschen aus der Empörtenbewegung mit neuen Parteikadern, die zu einem nicht unerheblichen Teil ihre ersten Schritte in der Jugendorganisation der KP machten, so auch Lebensgefährtin Montero.

Podemos fehlt es mittlerweile an Gespür für die soziale Realität. Dass Iglesias seine 60-Quadratmeter-Wohnung gegen eine Villa mit großem Grundstück tauschte und die schiefe Optik nicht selbst bemerkte, zeugt davon.

Der einstige Hoffnungsträger ist in Umfragen des spanischen Meinungsforschungsinstituts CIS in Rekordzeit zu einem der unbeliebtesten Politiker abgesackt. Nur der konservative Ministerpräsident Mariano Rajoy rangiert hinter ihm. (Reiner Wandler, 23.5.2018)