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Ein Fingerabdruck auf dem Smartphone und schon wird der Bezahlvorgang freigegeben.

Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch

Wien – Dass sie in Sachen technische Neuerungen im Zahlungsverkehr zu den Vorreitern zählen, müssen sich Österreicher wahrlich nicht vorwerfen lassen. Nur schrittweise etablieren sich neue Systeme wie etwa kontaktloses Zahlen via Bankomatkarte. "Es gibt in Österreich eine Prägung, die sich nun langsam verändert", sagt Gerald Gruber, Mastercard-Chef in Österreich. Daher geht sein Haus einen Schritt weiter und bringt auch biometrische Sicherheitssysteme auf den Markt.

Konkret sollen die heimischen Partnerbanken verpflichtet werden, ab 2019 zumindest ein biometrisches Verfahren anzubieten. Die anfängliche Zurückhaltung mancher Häuser habe sich rasch gelegt, berichtet Gruber, denn "die Banken haben realisiert, dass Payment extrem wichtig für die Kundenbindung ist". Denn über die Präsenz auf dem Smartphone, das für biometrische Verfahren eingesetzt wird, hätte die kartenausgebende Bank einen starken Berührungspunkt zum Kunden.

Hohe Akzeptanz

Welches biometrische Verfahren gewählt wird, bleibt dem jeweiligen Geldhaus überlassen – wobei eine Identifizierung per Fingerabdruck zunächst wohl die besten Karten haben dürfte. Gruber zufolge ist die Akzeptanz dafür bereits deutlich gestiegen und liegt gemäß einer Umfrage bei 90 Prozent.

Auch andere biometrische Verfahren sind in Kombination mit einem Smartphone möglich, etwa Gesichtserkennung oder ein Augenscan. In weiterer Folge können Gruber zufolge auch Stimmerkennung und andere individuelle Merkmale wie das Längenverhältnis der Finger herangezogen werden. "Die Anzahl an biometrischen Verfahren wird immer größer werden. Die Möglichkeiten sind fast unendlich", sagt Gruber und fügt hinzu: "Die Frage lautet: Was akzeptiert der Kunde?"

Hinsichtlich der Sicherheit von Biometrie hegt Gruber keine Bedenken. "Biometrische Verfahren wurden entsprechend getestet, und es hat sich herausgestellt, dass die Sicherheit besser ist als bei vorherigen Methoden", betont er. Denn eine Unterschrift zu fälschen sei vergleichsweise einfach, auch bei kontaktlosem Bezahlen habe es anfängliche Bedenken gegeben. "Es gibt nichts, das 100-prozentig sicher ist", räumt der Mastercard-Chef ein. Allerdings gehe es im Zahlungsverkehr stets um die richtige Balance zwischen Sicherheit und Komfort.

Chance für Wearables

"Das Thema Benutzerfreundlichkeit wird immer wichtiger", führt Gruber weiter aus. Das könnte etwa auch sogenannten Wearables wie einer Smartwatch Chancen eröffnen. Da es diese Geräte erkennen, wenn sie abgenommen werden, müsste man sich nur einmal am Tag authentifizieren statt bei jedem Bezahlvorgang. "Es werden die gewinnen, die eine möglichst einfache und sichere Form von mobilem Banking anbieten."

Was in weiterer Zukunft möglich sein wird? Als nächste Stufe erwartet Gruber, dass Biometrie durch individuelle Verhaltensmerkmale ersetzt wird, also Geräte aufgrund der Benutzungsweise selbst erkennen, von wem sie bedient werden. Auf absehbare Zeit keine Chancen räumt der Mastercard-Chef hingegen unter die Haut implantierten Chips, ähnlich wie bei Haustieren, ein – mangels Kundenakzeptanz, wie er betont. (Alexander Hahn, 26.5.2018)