Adele Neuhauser, Harald Krassnitzer, Regisseur Thomas Roth.

Foto: Adele Neuhauser, Harald Krassnitzer, Regisseur Thomas Roth

Wien – Es sind "Wahre Lügen", die Regisseur Thomas Roth für den "Tatort" derzeit auf Film bannt. Der neueste Kriminalfall von Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) führt das Ermittlerduo nicht nur erstmals nach Salzburg, wo eine tote Journalistin entdeckt wird, sondern auch in die Vergangenheit. "Ich versuche, Themen aufzugreifen, die gesellschaftsrelevant sind", so Roth.

Dabei nutzt der Filmemacher, aus dessen Feder auch das Drehbuch stammt, die Waffenschmuggelaffäre um den damaligen Verteidigungsminister Karl Lütgendorf Ende der 1970er-Jahre, um seiner Geschichte einen realistischen Unterbau zu verpassen. "Der Tod der Journalistin sieht auf den ersten Blick wie ein Selbstmord auf, aber es zeigt sich dann doch anhand der Fakten, dass sie ermordet wurde", beschreibt Neuhauser gegenüber der APA bei einem Setbesuch in Wien die Ausgangslage. Recherchen über illegalen Waffenhandel, ein rätselhafter Todesfall und Druck aus den eigenen Reihen: Eisner und Fellner müssen in der Folge gegen einige Widerstände ankämpfen.

Nutzt sich nicht ab

Für das Schauspielerduo ist das gewissermaßen das tägliche Brot – und trotzdem nutzt sich der Reiz des "Tatorts" für Krassnitzer und Neuhauser nicht ab. "Erstaunlicherweise kann es das nicht", nickt Krassnitzer. "Weil ich immer das Gefühl habe, dass es etwas Neues gibt." Thema, Setting, Assoziationen – dem Darsteller fällt gleich eine ganze Reihe an Aspekten ein, die das Krimigeschehen für ihn spannend hält. "Die Geschichte hier hat wiederum eine gewisse Aktualität mit der Widersprüchlichkeit, in der sich Europa manchmal befindet. Auf der einen Seite Weltfriedensstifter sein zu wollen und auf der anderen Seite zu den größten Waffenexporteuren zu gehören: Hier ist eine Bruchlinie, die einen hohen Debatten- und Auseinandersetzungswert hat."

Womit wieder die Brücke zum Anspruch des Regisseurs geschlagen wird: Gesellschaftliche Relevanz habe schließlich auch mit Weitblick zu tun – "und zwar für Dinge, die sich möglicherweise entwickeln", verweist Roth auf die Tatsache, dass zwischen Entstehung und Ausstrahlung eines Falls doch mehrere Monate liegen. "Die Herausforderung ist etwas, was aktuell erscheint, in einen Kontext zu setzen, was in einem Jahr auch noch Gültigkeit hat."

Und apropos Zeit: Dass Roth seinen ersten "Tatort" vor bald 20 Jahren abgedreht hat, findet er "erschreckend" und muss dabei schmunzeln. "Ich fand das Format ja von Anfang an spannend, obwohl es früher von der Kritik oft gescholten wurde. Das hat sich heute ein bisschen verändert. Es bietet ein sehr großes Feld, um kreativ Themen aufzugreifen. Und unsere beiden Hauptdarsteller tragen das mit. Das steckt gewissermaßen hinter dem Erfolg: Der 'Tatort' ist rastlos und entwickelt sich immer weiter."

Zutaten sollten stimmen

Viel positives gewinnt auch Franziska Hackl der Reihe ab. Die Theaterschauspielerin, aktuell in Basel engagiert und mit "Hotel Strindberg" im Wiener Akademietheater zu erleben, gibt in "Wahre Lügen" Maria Digruber, die den Ermittlern gewissermaßen vorgesetzt ist. "Ihre Aufgabe in der Geschichte ist es, ihnen da und dort einen Stein in den Weg zu legen, weil sie ihre eigenen Interessen schützen und verfolgen möchte. Es gibt also sozusagen Widerstand aus den eigenen Reihen." So etwas spiele man auch gerne, meint Hackl verschmitzt. "Das ist schon interessant, weil man ein bisschen kramen muss, um diese Seiten aus sich hervorzuholen. Und ein bisschen grauslich ist es auch."

Die Zutaten sollten also stimmen, damit "Wahre Lügen" bei der Ausstrahlung im kommenden Jahr für den ORF wieder hervorragende Quoten einfährt – wie es zuletzt beim Austro-"Tatort" eigentlich immer der Fall war. Bis dahin wartet aber noch einiges an Arbeit für Krassnitzer, Neuhauser und Co. Denn heuer wird in Kärnten noch ein weiterer Fall gedreht. "Das Thema darf ich Ihnen nicht verraten", hält sich Krassnitzer diesbezüglich bedeckt. "Aber die Regie übernimmt Nikolaus Leytner, auf den wir uns sehr freuen." Die Harmonie im Team ist also trotz Mord und Totschlag weiterhin gegeben. (APA, 24.5.2018)