Wien – Bei einer Verletzung mit Blutverlust werden "Blutstammzellen" (Hämatopoetische Stammzellen) rasch aktiv und erzeugen Nachschub, um den Aderlass auszugleichen. Damit sie sich dabei nicht komplett erschöpfen, bringt ein Rückkopplungsmechanismus sie anschließend in einen verdienten Ruhezustand, berichten Wiener Forscher. Die Studie erschien im Fachmagazin "Cell Stem Cell".

Hämatopoetische Stammzellen sind die einzigen Zellen im Körper, die Blut herstellen können, und zwar sowohl rote Blutkörperchen wie auch die Immunzellen. Dazu wandeln sie sich selbst in solche Zellen um. Damit trotzdem immer genügend Blutstammzellen vorhanden sind, können sie sich auch selbst vermehren. Bei größerem Blutverlust, etwa durch eine Verletzung oder Chemotherapie, würden sie aber nach erfüllter Aufgabe darauf "vergessen", sich auszuruhen und selbst zu erneuern, wenn nicht ein Rückkopplungsmechanismus sie daran "erinnert", berichten Manuela Baccarini von den Max F. Perutz Laboratories der Uni Wien und Medizin-Uni Wien mit Kollegen.

Runterschalten vor dem Crash

Um die Blutbildung anzuregen, werden zwei Signalwege (MEK/ERK und PI3K) zeitgleich in diesen Stammzellen angeschaltet. Die Wiener Forscher konnten beobachten, dass sich ersterer selbst im Zaum hält, indem aktiviertes ERK seinen Kollegen MEK modifiziert (phosphoryliert). "Das System wird unabhängig vom auslösenden Stimulus durch die gleiche Rückkopplungsschleife wieder runterreguliert", so die Forscher. Als sie diesen Kontrollmechanismus ausschalteten, schafften die Blutstammzellen es nicht, nach getaner Arbeit in den Ruhezustand zu wechseln. "Sie differenzieren sich dann immer weiter, bis es keine hämatopoetischen Stammzellen mehr gibt", erklärte Baccarini.

Es gibt bereits Substanzen, die in der Krebstherapie eingesetzt werden, um die beiden Signalwege zu beeinflussen. Man könnte sie in Zukunft vielleicht auch dazu verwenden, um "faule" Blutstammzellen zu mobilisieren, wie das zum Beispiel bei alternden Organismen der Fall ist, so die Forscher. (APA, 24.5.2018)