"Nice 'n' Easy" heißt Thomas Quasthoffs neues Jazzalbum.

Hohenberg

Wien – Nun also sein erstes Jazzalbum seit Jahren: Nice 'n' Easy heißt es, von "Glück, Freude, Intensität und Zufriedenheit" schwärmt Thomas Quasthoff in seinem Zusammenhang – auch die Szene freut sich, ihn wiederzusehen. In Erinnerung ist wohl noch die traurige Vorgeschichte: 2012, allseits gefeiert, beschloss der Bassbariton abzudanken. Das globale Bedauern ging ihm sogar auf die Nerven: "So ein Quatsch! Macht doch nicht so ein Drama daraus! Wir können nicht alle Johannes Heesters nachmachen!", sprach er im STANDARD-Interview und bekräftige sein "Nie wieder" Klassik, Jazz, CDs.

Stimm- und Eheprobleme

Der Schritt war nicht unverständlich. Der mit einer Conterganschädigung geborene Deutsche (Jahrgang 1959) hatte seinen Bruder an den Krebs verloren. Auch gab es Stimm- und Eheprobleme. In Summe wohl zu viel für eine der spektakulärsten Klassikstimmen. Wobei: Auch im Jazzfach – vor allem bei Balladen – klang er substanzvoll.

Quasthoff, der an der Wiener Staatsoper Amfortas in Wagners Parsifal war, zeigte etwa auf der CD Watch What Happens, wie sich Stärken einer magischen Klassikstimme durch Entschleunigung ins swingende Fach transferieren lassen. Es war überraschend, Quasthoff sang nicht ariendeftig. Er nahm sich zurück und zelebrierte bei Schmusesongs wie Chaplins Smile eine zauberhafte Variante poetischen Jazzgesangs. 2012 war aber mit Bach und Bluenote Schluss.

Zusammen mit Bobby

Als die Jahre ins Land zogen, müssen jedoch Stimme und Spaß zurückgekommen sein. Zwar blieb Quasthoff der Klassik und den CD-Aufnahmen fern. Immerhin wurde er aber – etwa an der Staatsoper – Duopartner von Sänger Bobby McFerrin.

Und nun also doch Nice 'n' Easy: Mit der NDR-Bigband und den subtilen Mainstreamarrangements von Jörg Achim Keller erreicht Quasthoff – bei altem Charisma seiner Stimme – zwar noch nicht jenes Interpretationsniveau früherer Aufnahmen. Die Arrangements führen ihn bisweilen in allzu tiefe Register.

Die Musik klingt dann gar buchstabiert. Nimmt sich Quasthoff jedoch etwa Body and Soul vor, überkommt den Klassiker nocturnehafte Intimität. Body-Gast ist übrigens Till Brönner. Der Trompeter hat einst als Produzent aus Quasthoff Großes herausgeholt. Hier fehlt seine Handschrift. (Ljubisa Tosic, 25.5.2018)