Aus ökologischer Sicht klingt das Vorhaben bestechend. Autofahrer sollen je nach Verwendung ihres Gefährts Maut zahlen. Die österreichische Vignette, die Vielfahrer begünstigt, müsste daher durch eine kilometerabhängige Pkw-Maut ersetzt werden. Dann käme die Abgabe nicht einer Flat Tax gleich, sondern hätte auch einen Lenkungseffekt zugunsten der Umwelt. Der Anreiz, das Auto stehen zu lassen, wird angesichts der steigenden Kosten je Kilometer beim Road Pricing deutlich größer. Und: Das lästige Wechselspiel unterschiedlicher Tarifsysteme innerhalb der EU hätte endlich ein Ende.

Doch so einleuchtend die Vorlage der EU-Kommission und die nun auch im Europaparlament erfolgte Weichenstellung sein mögen: Der Plan hat doch mehrere Haken. Vielfahrer wie Pendler, die gar keine Alternative zum Auto haben, werden massiv belastet. Für sie müssten – sollte die Maut einigermaßen sozial ausgerichtet sein – großzügige Ausnahmen her. Dann wäre da noch die teure Infrastruktur, die errichtet werden muss. Das mag kleinlich erscheinen, ist es aber nicht, da eine viel einfachere Alternative zur Verfügung steht: die Mineralölsteuer, die bereits eine fahrleistungsabhängige Maut und damit eine äußerst ökologische und einfach zu administrierende Lenkungsabgabe darstellt. Das Rad muss also keineswegs neu erfunden, sondern nur adjustiert werden. Über Anhebung und EU-weite Vereinheitlichung der MÖSt ließe sich diskutieren. (Andreas Schnauder, 24.5.2018)