Moskau – Unter dem Druck von US-Sanktionen bittet der Großaktionär des Aluminiumgiganten Rusal, der russische Oligarch Oleg Deripaska, nach Informationen von Insidern Moskau um Hilfe. Deripaska habe die Regierung darum ersucht, Rusal Aluminium abzukaufen, sagte ein hochranginger Regierungsvertreter am Donnerstag.

Der Konzern ist Ziel von US-Strafmaßnahmen, die Verbündete des russischen Präsidenten Wladimir Putin treffen sollen. Darunter befindet sich auch Rusal-Haupteigner Deripaska, dessen Rücktritt aus dem Verwaltungsrat bereits vor kurzem bekanntgegeben worden war. Hintergrund sind Vorwürfe, Russland habe sich in die US-Präsidentenwahl 2016 eingemischt.

Rusal hatte kurz zuvor bekanntgegeben, sich von seiner Führungsspitze zu trennen, um die USA zur Aufhebung von Sanktionen zu bewegen. Konzernchefin Alexandra Bouriko sei bereits zurückgetreten. Sieben weitere Mitglieder des Verwaltungsrats hätten ihren Rückzug für Ende Juni angekündigt.

Sanktionen seit April

Die Sanktionen gelten seit Anfang April. Demnach dürfen Rusal-Kunden, die in den USA engagiert sind, Russlands Branchenprimus künftig kein Aluminium mehr abkaufen. Die Ankündigung hatte durchschlagende Wirkung – weit über Rusal hinaus. Auf dem Weltmarkt schossen die Aluminiumpreise in die Höhe, was länderübergreifend Alarmrufe aus der Industrie auslöste, auch von US-Unternehmen wie Boeing.

Daraufhin beschloss das Finanzministerium in Washington eine Lockerung. Inzwischen haben die Rusal-Kunden bis zum 23. Oktober Zeit, um ihre Geschäfte mit dem Konzern aufzugeben. Davor galt eine Frist bis Anfang Mai. Das Ministerium hat eine Aufhebung der Sanktionen in Aussicht gestellt, sollte Deripaska seine Kontrolle über Rusal aufgeben.

Deripaska habe die Regierung darüber hinaus um Staatshilfe für den Autohersteller GAZ gebeten, der ebenfalls von den USA mit Sanktionen belegt worden sei, verlautete aus den Regierungskreisen. Die russischen Behörden hätten bereits einen Kredit für den Pkw-Bauer bewilligt. Der Milliardär Deripaska kontrolliert auch die GAZ-Gruppe. Für Rusal habe Deripaska ebenfalls ein Darlehen bei einer Bank angefragt, die von der russischen Zentralbank übernommen worden sei. Eine Entscheidung sei in diesem Fall noch nicht getroffen worden.

Der österreichische Baukonzern Strabag, an dem Deripaska – über seine Rasperia Trading Limited – 25,9 Prozent hält, hatte schon früher erklärt, er sehe trotz des direkt sanktionierten russischen Kernaktionärs keinerlei unmittelbare Betroffenheit. (APA/Reuters, 24.5.2018)