Mit dem Projekt Schlor sollen leistbare und selbstverwaltete Arbeits- und Wohnräume entstehen.

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Die Mehrzweckhalle steht bereits. Sie ist Teil des Konzepts.

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Wohnen in Wien ist teuer, und die Immobilienpreise steigen immer weiter. "Zudem werden Mietverhältnisse immer prekärer", sagt Eva Seifert. Sie ist Teil einer zehnköpfigen Gruppe, die etwas dagegen tun will. Das Ziel: leistbare und selbstverwaltete Arbeits- und Wohnräume schaffen, ganz ohne Profit. Der Name des Projekts ist Schlor (Schöner Leben ohne Rendite), der Ort, an dem die Vision umgesetzt werden soll, der Wiener Bezirk Simmering.

Entstanden ist die Idee aus einer gemeinsamen Wohngemeinschaft. "Wir wollten schon damals ein Haus kaufen, ein Projekt machen", sagt Seifert. Das war vor mittlerweile vier Jahren. Begonnen hat die Gruppe mit einem gemeinsamen Plenum mit insgesamt 25 Interessenten. Über die Jahre seien viele abgesprungen und neue dazugekommen. "Das Vorhaben ist langwierig und zeitintensiv, wir treffen uns regelmäßig, haben Arbeitsgruppen gebildet", sagt Seifert. Die ersten drei Jahre habe man gefühlt ins Nichts hineingearbeitet, nun werde alles konkreter.

Konkret und groß. Denn über insgesamt 3000 Quadratmeter verfügt das Areal im elften Bezirk, das die Schlor-Gruppe nun gefunden hat. Ein Vorvertrag für den Kauf ist bereits unterschrieben. Im Herbst soll der Kauf über die Bühne gehen.

Fokus auf Gewerbe

"Ursprünglich war es als Wohnprojekt gedacht, jetzt legen wir unseren Fokus aber auf Betriebe", erklärt Seifert. Auf dem Simmeringer Grundstück steht eine 450 Quadratmeter große Mehrzweckhalle. Sie gehört zu einem Bereich, der zukünftig Teil des Konzepts sein soll. "Jetzt wird dort schon trainiert, wir wollen das Ganze in ein kleines Zirkuszentrum ausbauen", sagt Seifert.

Daneben sollen sich in zwei L-förmigen Gebäuden kreative Betriebe ansiedeln, etwa Werkstätten, Proberäume, eine Gastroküche, Ateliers und Seminarräume. Weil auch Fahrradmechaniker Teil der Gruppe sind, soll außerdem eine Werkstatt für die Zweiräder entstehen, die auch für die Nachbarschaft zugänglich ist."

Es sind alle willkommen, die sich entsprechende Fähigkeiten aneignen wollen", heißt es von Schlor. Auch die geplanten Betriebe sind gemeinwohlorientiert ausgerichtet, das ist der Gruppe ein großes Anliegen. Im kommenden Winter, so der grobe Zeitplan, will man sich daran machen, die Betriebe zum Laufen zu bringen.

Betriebswohnungen bauen

Per Crowdfunding wurden bereits 15.000 Euro gesammelt, um die Erstellung des Gesamtkonzepts zu finanzieren, für die Umsetzung arbeitet Schlor unter anderen mit der Architektin Gabu Heindl zusammen. Aus Schlor ist mittlerweile auch eine GmbH geworden, die dann die Liegenschaft besitzen wird.

Die Eigentümer der GmbH sind Schlor selbst und der Dachverband Habitat. Das Kollektiv unterstützt selbstorganisierte und sozial gebundene Mietshausprojekte und ist die österreichische Variante des deutschen Mietshäusersyndikats. Die genossenschaftliche Struktur soll dafür sorgen, dass die Immobilie langfristig vom Markt bleibt und gemeinwohlorientiert verwaltet wird – andere Rechte hat Habitat als Eigentümer nicht.

Schlussendlich soll auf dem Grundstück doch auch noch gewohnt werden. Der Plan: In zwei bis drei Jahren sollen Betriebswohnungen errichtet werden, in die die Schlor-Gruppe auch einziehen kann. "Ich selbst musste in Wien bestimmt schon 15-mal umziehen. Wir alle haben das Bedürfnis, endlich irgendwo anzukommen", so Seifert. (Bernadette Redl, 1.6.2018)