Bis Jahresende in ganz Österreich im Einsatz: die neuen Körperkameras für Zugbegleiter der ÖBB.

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Klagenfurt – Kärntner und steirische Zugbegleiter werden ab Juni mit Bodycams ausgestattet. Nach den Pilotversuchen im Vorjahr auf den Hauptbahnhöfen in Wien, Graz und Linz bekommt das Zugpersonal in den zwei südlichen Bundesländern die kleinen Körperkameras. Die genauen Pläne für Kärnten stellten der Landesrat für Mobilität und Verkehrssicherheit Ulrich Zafoschnig (ÖVP) und Kärntens ÖBB-Manager Reinhard Wallner am Freitag in Klagenfurt vor.

Bodycams "stärken das subjektive Sicherheitsbewusstsein der Fahrgäste", sagte Zafoschnig. In Kärnten sollen insgesamt 15 Körperkameras zum Einsatz kommen. Die Zugbegleiter sollen bei Dienstbeginn subjektiv entscheiden, ob sie die Videogeräte mitnehmen oder nicht, bestätigte ÖBB-Regionalpressesprecher Herbert Hofer auf Anfrage des STANDARD. Bereits nächste Woche sollen Zugbegleiter in Kärnten und der Steiermark die Geräte anwenden können.

Die Bodycams sollen in erster Linie zur Prävention dienen. Während der Probezeit in Wien und den beiden Landeshauptstädten haben sich gute Ergebnisse in diesem Sinne gezeigt, die Zahl der Übergriffe sei zurückgegangen, so Hofer. Das Personal darf die Kameras erst bei Verdacht auf strafbare Handlungen manuell aktivieren. Zuvor sollen Betroffene ausdrücklich auf die Aufnahmen hingewiesen werden.

Bundesweiter Einsatz bis Jahresende

Nach Kärnten und der Steiermark sollen Bodycams auch in den anderen Bundesländern eingesetzt werden. Dies soll "sehr zügig" geschehen, möglicherweise bis Jahresende, sagte ÖBB-Pressesprecher und künftiger Sicherheitschef Roman Hahslinger dem STANDARD. Vorarlberg und Tirol sollen als nächste Bundesländer die Kameras bekommen.

Wie der ORF Kärnten berichtete, sollen die 15 Kameras in Kärnten etwa 14.000 Euro kosten. Hahslinger bestätigte, dass die weiteren Geräte für den bundesweiten Einsatz schon bestellt wurden. Genaue Kosten für den nationalen Betrieb wurden nicht genannt, sie seien jedoch Teil des bereits beschlossenen ÖBB-Sicherheitspakets, dessen Gesamtbudget etwa eine Milliarde Euro beträgt.

Laut ÖBB gab es im Vorjahr 225 Übergriffe auf Zugbegleiter, um 37 Prozent mehr als 2016. Die Zahl der Attacken auf Security-Mitarbeiter an Bahnhöfen sei jedoch zurückgegangen – auch wegen der Bodycams, mit denen das Personal auf den Bahnhöfen ausgestattet wurde.

Bodycams für Gewerkschaft "grundsätzlich positiv"

"Neben Videoüberwachungen von Verkehrsstationen, SOS-App für unser Zugpersonal und verstärkten Mitarbeiterschulungen zum Teil auch in Kooperation mit der Polizei werden ÖBB-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter für die täglichen Anforderungen im Dienst auf Bahnhöfen und in Zügen mit den Bodycams ab Juni 2018 noch besser gerüstet sein", sagte Wallner am Freitag.

Gerhard Tauchner, Sprecher der Plattform Lokfahrdienst in der Gewerkschaft Vida, findet die Pläne der ÖBB "grundsätzlich positiv", so wie jede sonstige Maßnahme für die Sicherheit des Zugpersonals. Diese greifen jedoch zu kurz. Noch besser wäre es, "wenn es mehr Zugbegleiter gäbe", sagte Tauchner dem STANDARD. Er erlebe immer mehr Züge, die ohne Zugbegleiter fahren. (Francesco Collini, 26.5.2018)