Thomas Chorherr "analysierte" in der "Presse" Gründe für den Sieg von Netta beim Song Contest.

Nach dem herz- und hirn erweichenden Aufruf der Wirtschaftsministerin, man möge doch – Rechnungshofpräsidentin eingeschlossen – die Gedanken der Regierung zur Krankenkassenreform gefälligst erst kritisch analysieren, wenn sie beschlossen sind, traut man sich kaum noch, etwas zu schreiben, was Intentionen aus allerhöchsten Regierungskreisen nicht voll entsprechen könnte.

Glücklich, wer da in die höheren Sphären der Ästhetik flüchten kann, wandelnd auf den Bahnen Thomas Chorherrs in der "Presse" vom Dienstag. Nachspürend den Mysterien einer Veranstaltung namens Song Contest enthüllte der Grand Old Man des Blattes: Dass die Vertreterin von Israel heuer gewonnen hat, hat nicht nur einen Grund – etliche andere spielen mit.

Das Anderssein der Gewinnerin

Anders, als dies etwa bei "Zur Zeit" denkbar gewesen wäre, ortete Chorherr den Grund für etliche andere Gründe nicht in einer jüdischen Weltverschwörung, sondern im Anderssein der Gewinnerin. Die Vertreterin Israels war anders, ganz anders. Sie war nicht das, was man sich unter der Gewinnerin eines so internationalen Bewerbes, der in der halben Welt umjubelt wird, vorstellt, wobei es schon hilfreich gewesen wäre, diesem Gedanken zu folgen, hätte Chorherr preisgegeben, was er sich unter der Gewinnerin eines so internationalen Bewerbes vorstellt, wenn er vom Fernsehen nicht behindert wird. Dieses Geheimnis behielt er für sich, um fortzufahren, sie war – eben anders. Ganz anders. Sie war hässlich. Sie war dick. Sie war jenseits aller Ideen zuwider. Sie war abgrundtief schiach.

Nun ist zuwider zu sein keine Kunst, das kann bald wer. Aber jenseits aller Ideen zuwider zu sein, das macht neugierig auf jenes Ideenjenseits, in dem die israelische Zwiderwurzen ihren Triumph feiern konnte und gleichzeitig Thomas Chorherr ein offenbar schmerzliches Gefühl eigenen Andersseins einimpfte. Differenzen zum Thema Outfit verstärkten dieses Gefühl, denn dazu war sie so angezogen, dass sie nicht einmal als abschreckende Figur einer negativen Karikatur des Andersseins hätte dienen können.

Leide keine Lösung des Rätsels

In einer positiven Karikatur des Andersseins hätte der Ästhet vielleicht noch die abschreckende Figur würdigen können, wäre sie nur anders angezogen gewesen. Doch abgrundtief schiach, wie sie nun einmal war, gab es nur eine Erklärung: Genau das wollte sie offenbar sein. Dick, mit einer komischen Frisur, die nicht einmal zum Lachen reizen konnte, weil es Rätsel gibt zwischen halbwegs tolerabel und unerträglich.

Leider lieferte Chorherr weder eine Lösung des Rätsel(s) zwischen halbwegs tolerabel und unerträglich, was die Wissenschaft der Ästhetik beflügeln könnte, noch wusste er das Menschenrecht auf abgrundtiefe Schiachheit und komische Frisur zu schätzen, schon gar nicht, wenn man damit einen Song Contest gewinnt. Da nützte er gern die Chance, gleichzeitig in vaterländischer Schönheit zu schwelgen und Vorurteilslosigkeit zu beweisen, weil Österreich diesmal sogar Dritter wurde, obwohl das Land einen Farbigen ins Gefecht zu schicken gewagt hatte. Wäre er abgrundtief schiach und jenseits aller Ideen zuwider, hätten wir sicher den zweiten Platz gemacht.

Muttertagsgeschichte in der "Krone" wiedergekäut

Die Leidenschaft, alte Geschichten aufzuwärmen, gehört zur Blattlinie der "Kronen Zeitung". Hat sie neulich eine Muttertagsgeschichte des seligen Altherausgebers wiedergekäut, die nichts mit dem Muttertag zu tun hatte, durfte diesen Sonntag die Außenministerin eine Rückkehr mit Überraschung feiern, wobei dunkel blieb, worin die Über raschung stecken soll, außer man betrachtet die Rückkehr aus einem österreichischen Spital als eine solche. Starke Schmerzen aufgrund einer Entzündung zwangen sie direkt nach ihrer Rückkehr aus Moskau 10 Tage lang ins Spital. Unter Diplomaten spricht man von Morbus Lawrow als Folge eines zurückgewiesenen Vermittlungsangebots.

Aber jetzt ist alles fast wieder gut, denn neben Kriegen & Krisen gibt es bei ihr auch Erfreuliches. Die 53-Jährige soll heiraten! Vermutlich sollte das die Über raschung sein, die die "Krone" unter dem Titel 30 Tiere & bald ein Ehemann zusammenfasste. Laut Gerüchten wird sie das im August in der Steiermark tun, den 54-jährigen Energie-Experten lernte sie vor 10 Jahren zufällig in der U3 kennen. Das private Glück komplettieren die 30 Tiere ihrer kleinen Farm in Seibersdorf.

Jetzt heißt es nur noch warten auf Sebastian Kurz. Man muss zum Heiraten keine kleine Farm haben. Auch ein Goldhamster kann das private Glück komplettieren. (Günter Traxler, 27.5.2018)