Bogota – Kurz vor der Präsidentenwahl in Kolumbien ist ein ehemaliger Guerilla-Kämpfer festgenommen worden, der im Jänner für einen Bombenanschlag auf Polizisten im Nachbarland Ecuador verantwortlich sein soll. Wie die ecuadorianische Regierung am Samstag in Quito mitteilte, wurde der Mann in einem Dorf im Bezirk Narino im Südwesten Kolumbiens gefasst.

Er sei für "verschiedene Terroranschläge" in beiden Ländern verantwortlich. Bei dem Autobombenanschlag auf eine Polizeistation in San Lorenzo waren zu Jahresbeginn 30 Menschen verletzt worden.

Wahl entscheidet auch über Friedensabkommen

Kolumbien und Ecuador gehen im Grenzgebiet gegen frühere Mitglieder der inzwischen aufgelösten Guerillagruppe Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (FARC) vor, die sich dem Friedensprozess mit der kolumbianischen Regierung widersetzen. Der Festgenommene gehört einer Gruppe von abtrünnigen FARC-Rebellen an, die auch für die Verschleppung und Ermordung eines ecuadorianischen Reporterteams im März verantwortlich sein soll.

In Kolumbien findet am Sonntag die erste Runde der Präsidentschaftswahl statt. Sie entscheidet auch über die Zukunft des Friedensabkommens von 2016 mit der FARC-Guerilla. Der Favorit in den Meinungsumfragen, Ivan Duque von der ultrarechten Partei Demokratisches Zentrum, will die Vereinbarung im Fall seines Sieges überarbeiten. Auch Friedensgespräche mit den noch nicht entwaffneten ELN-Rebellen lehnt er ab.

Der auf Platz zwei liegende Gustavo Petro von der Bewegung Menschliches Kolumbien unterstützt das Abkommen und will einen ähnlichen Pakt auch mit der ELN-Guerilla schließen. Da weder auf Duque noch auf Petro mehr als 50 Prozent der Stimmen entfallen dürften, ist damit zu rechnen, dass es am 17. Juni einen zweiten Wahlgang gibt. Wahlberechtigt sind etwa 36 Millionen Menschen.

Seit 1964 wurden in Kolumbien bei Kämpfen zwischen der Armee, linksgerichteten Guerillagruppen wie FARC und ELN sowie rechten Paramilitärs mehr als 260.000 Menschen getötet. Etwa sieben Millionen Menschen flohen vor der Gewalt, mehr als 60.000 weitere werden vermisst. (APA, AFP, 27.5.2018)