Wien – Die Werbewirtschaft drängt im Vorfeld der Medienenquete auf medienpolitische Weichenstellungen. Die Branche sei optimistisch, die Werbekonjunktur allerdings "vergönnt sich derzeit eine kleine Verschnaufpause", erklärte WKÖ-Fachverbandsobfrau Angelika Sery-Froschauer am Montag vor Journalisten. Das generell gute Klima sei aber ideal, um "Medienpolitik als zentralen Punkt" anzugehen.

Vier Punkte liegen dem Fachverband Werbung und Marktkommunikation in der Wirtschaftskammer Österreich besonders am Herzen: "Chancengleichheit im Wettbewerb" zwischen Privat und Öffentlich-rechtlich, die Besteuerung von digitalen Aktivitäten, eine "moderne Finanzierung des österreichischen Mediencontents" sowie eine österreichische Online-Vermarktungsplattform als Gegengewicht zu "internationalen Playern".

Sery-Froschauer begrüßt die Enquete, da die Regierung so versuche, "unterschiedliche Meinungen einzuholen. Es ist sehr weise, sich diese Antworten anzuhören." Wichtig sei ihr, "dass das möglichst wenig politisch betrachtet wird". Fachverband-Geschäftsführer Markus Deutsch ist "auf die medienpolitischen Positionen der Bundesregierung bei der Medienenquete und in der Zeit danach gespannt".

Hoffnung auf Steuergerechtigkeit

Große Hoffnungen setzt der Fachverband in jüngst dargelegte Pläne der EU-Kommission für eine Digitalsteuer auf europäischer Ebene für Internetkonzerne. Damit könnte "Steuergerechtigkeit" geschaffen werden, meinte Sery-Froschauer. Zugleich wäre "endlich das österreichische Relikt der Werbeabgabe weg". Deutsch sieht eine große Herausforderung in einer österreichischen Online-Vermarktungsplattform. Dies brauche einen "Schulterschluss von Werbewirtschaft, Auftraggebern und Medien", denn so eine Lösung könne man nur finden, wenn man alle Player an Bord hat. Deutsch sieht auch einen organisatorischen Kraftakt: "Das wird nicht nur eine lose Arbeitsgemeinschaft sein können. Da wird eine Firma dahinterstehen müssen", womit auch kartellrechtliche Aspekte zu klären seien. Generell sei das ein Projekt, "das über Jahre geht".

Werbekonjunktur stabil

Präsentiert wurde am Montag auch der aktuelle Werbeklima-Index des WIFO für den Fachverband: Der liegt mit 21 Punkten deutlich im positiven Bereich, doch der "Optimismus" in den 111 befragten Unternehmen ist in den vergangenen Monaten etwas gesunken. Die Werbekonjunktur konsolidiere sich, interpretiert Werner Hölzl vom WIFO die aktuellen Zahlen. Allerdings erkennt er einen "deutlichen Rückgang der Nachfragedynamik" für die vergangenen Monate ebenso wie eine "Verschärfung der aktuellen Geschäftslage". Gründe dafür seien hoher Wettbewerbsdruck und Strukturwandel in der Wirtschaft. Schwer zu prognostizieren seien internationale Risiken wie etwa ein Handelskrieg mit den USA oder die Auswirkung der Regierungskrise in Italien. (APA, 28.5.2018)