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Muss zurück auf die kleinen Tennisplätze dieser Welt: Andreas Haider-Maurer.

Foto: Reuters/Gray

Paris – Das schnelle Ende kam nach der Mittagszeit auf Court 12. Andreas Haider-Maurer ging am Montag bei den French Open als klarer Außenseiter in das Erstrundenmatch gegen Karen Chatschanow, die vorhergesehene Rollenverteilung sollte sich auf dem Platz bestätigen. Der Russe entschied die Begegnung in drei Sätzen mit 7:6 (0), 6:3, 6:3 für sich.

Für den 31-jährigen Niederösterreicher war es vorerst der letzte Auftritt auf Grand-Slam-Ebene. Nach rund einem Jahr verliert er sein Protected Ranking. Der geschützte Listenplatz hob ihn nach einer langwierigen Verletzung trotz eines dramatischen Rückfalls in der Weltrangliste direkt in das Hauptfeld großer Turniere. Zwölfmal trat Haider-Maurer in diesem Zeitraum an, ebenso oft ging er als Verlierer vom Platz. Die Niederlage gegen Chatschanow kam also nicht ganz überraschend.

Die Diagnose im Herbst 2015 lautete Plantarfasziitis, infolge einer Überbeanspruchung entstehen Schmerzen an der Fußsohle am Übergang zur Ferse. "Ich konnte nicht mehr gehen", sagt Haider-Maurer im Gespräch mit dem STANDARD, "sobald ich auf den Füßen war, setzten die Schmerzen ein." An Tennisspielen sei nicht mehr zu denken gewesen. Und das just zu einem Zeitpunkt, als er tief in die Top 100 vorgedrungen war, mit Rang 47 in der Weltrangliste die beste Platzierung seiner Karriere erreicht hatte. Im Oktober bezwang er in Peking noch den französischen Topspieler Jo-Wilfried Tsonga, zwei Wochen später war Schluss.

Zwölf Monate ohne Schläger

Natürlich seien ihm damals Zweifel gekommen, man ist ja auch nur ein Mensch. "Das war schon ein enormer Rückschlag, zumal sich die Situation nach acht Monaten überhaupt nicht verbessert hatte. Die Ärzte hatten Zweifel, ob das jemals wieder etwas wird." Es wurde, Haider-Maurer ist mittlerweile schmerzfrei und kann voll trainieren. Dies allein wertet der Sportler als Erfolg. "Andere Tennisspieler sind nach dieser Verletzung gar nicht mehr zurückgekommen." Spielerisch fehlt allerdings noch einiges zur alten Form, die Serie an Niederlagen spricht für sich. Ob er sich das Comeback einfacher vorgestellt hatte? "Nein, ich hatte zwölf Monate keinen Tennisschläger in der Hand. Ich war völlig weg vom Sport. Nach so einer langen Pause darf man sich wünschen, dass es klappt wie vorher, realistisch ist das aber nicht."

Nun heißt es also wieder ganz unten anfangen, sich bar jeden Glamours auf der zweitklassigen Challenger-Tour abrackern. Punkt für Punkt sammeln, um in der Weltrangliste nach oben zu klettern. Meerbusch statt Paris, Banja Luka statt New York. Haider-Maurer steht derzeit auf Rang 412, da wird einem nichts mehr in den Schoß gelegt. "Das wird ein ganz harter Weg, die Dichte ist enorm, es gibt viele junge, ehrgeizige Spieler." Ist Aufgeben mit dieser Perspektive nicht doch eine Option? "Solange es mir Spaß macht, nicht. Ich setze mir auch keinen Zeitrahmen. Ich arbeite hart und weiß, was auf mich zukommt."

Finanzielle Fragen

Finanziell stellt der Absturz in der Weltrangliste eine Herausforderung dar. "Man ist ja selbstständig." Das bloße Antreten in der ersten Runde von Roland Garros sichert dem Spieler 40.000 Euro. Zum Vergleich: Bei einem größeren Challenger sind für den Turniersieger rund 10.000 Euro zu holen, für eine Niederlage in der ersten Runde bekommt man ein paar hundert Euro zugesteckt.

Ob man sich da nicht doch ein paar existenzielle Sorgen macht? "Meine Sponsoren stehen zu mir, ich komme schon über die Runden." (Philip Bauer aus Paris, 28.5.2018)