Krebs ist eine schwierige Erkrankung, auch, was das Verständnis für die Abläufe im Körper betrifft. 28 Prozent der Krebspatienten und 44 Prozent von deren Angehörigen fühlen sich wenig bis schlecht über moderne Krebstherapien und deren Möglichkeiten informiert. Das ist eines der Ergebnisse einer im Auftrag der Pharmig, des Verbands der pharmazeutischen Industrie Österreichs, durchgeführten qualitativen Befragung, die am Montag in Wien präsentiert wurde.

Sehr gut informiert fühlen sich demnach 36 Prozent der Patienten und 26 Prozent der Angehörigen, unter den Gesundheitspolitikern sind es 56 Prozent. Anknüpfend an dieses Resultat plädierten Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber, Krebsspezialist Christoph Zielinski und Patientenvertreterin Mona Knotek-Roggenbauer einerseits für mehr Aufklärung und Information und urgierten andererseits mehr Engagement der Politik in Sachen medizinischer Forschung.

Zeitmangel als Ursache

2017 liefen in Österreich 234 klinische Studien, "so wenige wie nie zuvor", wie Huber sagte. Im Durchschnitt der Jahre 2007 bis 2016 waren es mehr als 300. Zurückzuführen sei der Rückgang auf veränderte Bedingungen – unter anderem auf das geänderte Ärztearbeitszeitgesetz. "Die klinische Forschung muss mehr wertgeschätzt werden", forderte Huber.

Die Durchführung einer Studie über Brustkrebs sei "auf Selbstausbeutung der Kollegen zurückzuführen und die Bereitschaft der Pharmaindustrie, die Studie mitzutragen", sagte Zielinski, Koordinator des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH. Er kritisierte das Fehlen eines Konzepts in der Gesundheits- bzw. Forschungspolitik, das zugleich ein Anreiz für junge Forscher sein sollte, in Österreich zu bleiben.

Das Entstehen von Forschungsclustern gehe zumeist auf private Initiativen zurück. "Wir leben von einem Tag auf den anderen. Wir leben nach wie vor in der betulichen Wohligkeit der 70er-Jahre – aber seither ist viel passiert", mahnte Zielinski. "Die Lehrbücher der Krebstherapie werden gerade neu geschrieben. Wir sind am Anfang einer immunologischen Revolution."

Wachsende Patientenzahlen

300.000 Menschen in Österreich leben nach Angaben des Spezialisten mit Krebs. 80 bis 90 Prozent aller Fälle, die in einer Frühform diagnostiziert werden, sind mittlerweile heilbar. "Da sind wir gut unterwegs", konstatierte Zielinski. Wenn der Krebs Metastasen gebildet hat und nicht mehr heilbar ist, geht das Bemühen dahin, ihn zu einer chronischen Erkrankung zu machen. 830 neue Krebsmedikamente werden gerade in klinischen Studien getestet. Insgesamt befinden sich mehr als 6.000 in der Pipeline. Von 2011 bis 2016 wurden 68 Medikamente zugelassen.

Enorme Fortschritte gibt es durch die Kombination aus Chemo- und Immuntherapie – die allerdings auch die unmittelbaren Kosten in die Höhe treiben. 3.500 Euro pro Monat für eine Chemotherapie allein stehen 8.500 für eine Kombi-Therapie gegenüber. Diese Aufwendungen rechnen sich langfristig wieder, wie Knotek-Roggenbauer betonte. (APA, 28.5.2018)