Wien – Eine grundsätzliche Frage stellt sich angesichts des Debütalbums des Hamburger Duos St. Michael Front ganz entschieden: Kann man mit den Mitteln des Pathos und Kitsches das Böse besiegen? Wie sehr ist Schmalz dazu in der Lage, die Kräfte der Finsternis zu bannen – und besteht nicht erhebliche Rutschgefahr?

Die beiden Hanseaten Sascha Schäfke und Matthias Tedjasukmana haben sich für ihre pathetische, wehmütige und getragen-melodiös erheblich aufgeladene Songsammlung End of Ahriman ein ewiges großes Thema der Menschheit zur Brust genommen.

Sascha Schäfke und Matthias Tedjasukmana beschreiben auf ihrem Debütalbum "End of Ahriman" den Kampf zwischen Gut und Böse auf sehr humorige Weise.
Foto: Anke Schmidt

In der auf den vorchristlichen iranischen Propheten Zarathustra verweisenden zoroastrischen Religion, die, etwas eilig gesagt, auf dem dualistischen Prinzip vom guten Gott Ahura Mazda und dem bösen Gegenspieler Ahriman beruht, geht es darum, eine Balance zu finden. Immerhin bekämpfen einander die beiden Pole im Sinne von Ordnung und Chaos nicht nur, sie ergänzen sich auch – egal, wir sind hier nicht auf der Uni. Dabei muss man übrigens nicht schwarzweiß malen, man kann auf dem Weg zum Ziel auch die Kräfte Ahrimans nutzen. Dazu gesellen sich dann noch die Lehren Rudolf Steiners aus dem frühen 20. Jahrhundert, den St. Michael Front ebenso zitieren.

Erzengel Michael der Drachentöter

Er deutet Ahriman zusammen mit Kollegen wie Luzifer oder auch der guten alten Drachensymbolik ebenfalls als großen Widersacher des Menschen. Flugs kommt Erzengel Michael ins Spiel, der beliebte Drachentöter, der die Menschen vor dem Übel bewahrt.

Laut Antroposoph und Esoterik-Silberrücken Rudolf Steiner befinden wir uns längst im Zeitalter des heiligen Michael. 2400 dann wird schließlich der Endkampf oder so etwas Ähnliches kommen. Es geht dann endlich auch gegen den Mammon. St. Michael Front haben als musikalischer Kampfkader dieser Bewegung für das Gute und gegen das Schlechte nun die Soundtrackarbeit geliefert.

ST. MICHAEL FRONT

Mit den Trompeterln von Jericho und Gitarren-Twangs – sowie nach einem Kasperl zum Frühstück, der beim Sänger ein Völlegefühl in der Heldenbrust hervorruft – werden große alte Helden wie die Pet Shop Boys auf Balladenmodus beschworen. Alte New-Wave-Helden wie Echo and the Bunnymen, Alphaville oder poppige Gruftie-Bands kommen ebenso zu Ehren, wie man auch eine gewisse Affinität für klassische Italowestern-Scores feststellen kann.

Aber Achtung, dies ist keine Kabarettplatte. St. Micheal Front nehmen ihre Musik sehr ernst, sich selbst laut Youtube-Videos eher gar nicht. (Christian Schachinger, 29.5.2018)