Peter Pilz ist ein Politprofi, nicht ohne Verdienste.

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Die Abgeordnete Martha Bißmann will nicht für Peter Pilz Platz machen. Niemand aus dem achtköpfigen Parlamentsklub der Liste Pilz will für Pilz Platz machen. Er will aber zurück ins Parlament, also müsste jemand gehen. Bißmann war schon fast bereit, aber obwohl man ihr die Parteiakademie angeboten hatte, wollte sie sich dem Druck doch nicht beugen. Sie macht jetzt einen Schnellkurs darin, was es bedeutet, als junge Frau in die Politik zu gehen. Die Internet-Wut der Pilz-Fans schlägt über ihr zusammen.

Juristisch ist Pilz aus dem Schneider, seit die Staatsanwaltschaft die Verfahren wegen sexueller Belästigung eingestellt hat. Es war nichts vom Harvey-Weinstein-Kaliber dabei, und die betroffenen Frauen gaben keine Ermächtigung zur Anklage. Sie wollten wohl nicht durchs Internet geschleift werden.

Aber das ist keine Voraussetzung für einen Pilz-Auftritt als Ritter in weißer Rüstung. Zwar ist Peter Pilz ein Politprofi, nicht ohne Verdienste. Aber seit seinem Bruch mit den Grünen (Verschulden auf beiden Seiten) ist er einer jener "Rebellen", die von Zeit zu Zeit Einmannparteien gründen: Hans-Peter Martin, Frank Stronach, so in der Liga. Ohne ihn ist die Liste Pilz ziemlich chancenlos, mit ihm auch.

Viele Österreicher lieben solche "Rebellen". Wenn dann die Schwächen sichtbar werden, sind sie enttäuscht von der Politik insgesamt. Wieder einmal. (Hans Rauscher, 28.5.2018)