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Überraschend ist die italienische Regierungsbildung gescheitert. Für den Chef der Fünf-Sterne-Bewegung, Luigi Di Maio, und seinen Koalitionspartner, die rechte Lega, beginnt der Wahlkampf erneut. Anleger reagieren besorgt.

Foto: AP / Massimo Percossi

Rom – Die politische Krise in Italien wirkt sich immer stärker auf die Finanzmärkte aus. Dienstagfrüh kam es an den Anleihemärkten in Italien und Portugal zu Turbulenzen mit starken Kurseinbrüchen, die teils an die Verwerfungen der schweren Eurokrise 2011/12 erinnerten. Auch der Euro geriet unter Druck und fiel unter 1,16 Dollar.

Die Aktienbörsen in Italien und Spanien gerieten ins Taumeln. Der Mailänder Leitindex FTSE MIB sackte im frühen Handel um bis zu 2,18 Prozent ab. Bankaktien wie Ubi Banca, Unicredit und Intesa Sanpaolo büßten bis zu 3,6 Prozent ein. Die Kursverluste bei den Anleihen können insbesondere die Bilanzen der italienischen Banken belasten, die viele heimische Staatsanleihen im Depot haben.

Moody's prüft Rating Senkung

Angesichts der Krise stellt die Ratingagentur Moody's das Rating für Italien auf den Prüfstand. Derzeit wird Italien mit "Baa2" bewertet. Diese Bewertung werde auf eine mögliche Abstufung überprüft, teilte Moody's am Dienstag mit.

Hauptgrund für die Überprüfung des Ratings sei das Risiko einer materiellen Verschlechterung der Finanzkraft von Italien. Zudem bestehe das Risiko, dass die Strukturreformen stagnieren oder sogar rückgängig gemacht werden. Moody's ist davon ausgegangen, dass die Fünf-Sterne-Bewegung und die Lega im Lauf der Woche eine Regierung formen.

Anleihenrenditen driften auseinander

Die Spanne zwischen zehnjährigen deutschen und italienischen Staatsanleihen stieg deutlich an und erreichte mit 300 Punkten den höchsten Stand seit Jahren. Mit der Spanne ("Spread") wird der Unterschied zwischen den Konditionen gemessen, zu denen sich Deutschland und Italien Geld am Kapitalmarkt leihen können. Damit ist sie ein Indikator dafür, wie riskant Investoren das Geschäft einschätzen.

Italienische Staatstitel mit einer Laufzeit von zehn Jahren warfen bis zu 2,9 Prozent Rendite ab. Das war der höchste Stand seit Mitte 2014. Portugiesische Anleihen mit gleicher Laufzeit rentierten mit bis zu 2,4 Prozent – ein Hoch seit Herbst 2017.

In Spanien erhöhten sich die Renditen ebenfalls, wenngleich weniger stark. Deutschland genießt an den Finanzmärkten viel mehr Vertrauen – der Bund kann sich schon für 0,31 Prozent Geld über zehnjährige Bundesanleihen besorgen.

Nach der gescheiterten Regierungsbildung droht in Italien ein institutioneller Zweikampf zwischen den beiden populistischen Kräften Fünf Sterne und Lega sowie Staatspräsident Sergio Mattarella. Die Fünf Sterne streben ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten an, weil er aus ihrer Sicht mit der Weigerung, den Euro- und Deutschland-Kritiker Paolo Savona zum Finanzminister zu ernennen, gegen die Verfassung verstoßen habe. (APA, 29.5.2018)