Das größte der entdeckten Täler weist eine Länge von 350 Kilometern und eine Breite von 35 Kilometern auf.

Illustr.: British Antarctic Survey

Newcastle upon Tyne – Unter dem an manchen Stellen fünf Kilometer dicken Eispanzer der Antarktis verbirgt sich eine vielgestaltige Landschaft, die bisher nur sehr punktuell erforscht worden ist. Wie wenig man tatsächlich über diese versteckte Topografie weiß, demonstriert nun eine internationale Studie: Ein Team um Kate Winter von der Northumbria University in Newcastle upon Tyne hat im Süden der Weddell-Ross-Gletscherscheide unter dem Eis drei gewaltige Täler entdeckt, die von mächtigen Höhenzügen begrenzt werden.

Die in den "Geophysical Research Letters" vorgestellten Funde gelangen auf Basis von Daten, die bei Überflügen per Radar gesammelt wurden. Die Gebirgszüge trennen den West- vom Ostantarktischen Eisschild – zwei wichtige Gletschergebiete auf dem Südkontinent – und hindern Eis daran, vom Osten an die westlichen Küsten zu fließen. Zwar hatten die Forscher bereits geahnt, dass sich an dieser Stelle ein Gebirge befindet, von den nachgewiesenen Ausmaßen waren sie dann aber doch verblüfft.

Täler von Hunderten Kilometern Länge

Das größte der entdeckten Täler mit der Bezeichnung Foundation Trough weist eine Länge von 350 Kilometern und eine Breite von 35 Kilometern auf. Das zweitgrößte Tal, Patuxent Trough genannt, ist mit über 300 Kilometern nur ein wenig kürzer und 15 Kilometer breit. Die Offset Rift Basin schließlich ist mit 150 Kilometern weniger als halb so lang wie die übrigen beiden, dafür jedoch 30 Kilometer breit.

Die Wissenschafter vermuten, dass diese großen Täler das Ergebnis tektonischer Vorgänge sind und vor 7 bis 30 Millionen Jahren – zu einer Zeit also, da die antarktischen Gletscher noch dynamischer waren als heute – weiter verbreitert worden sind.

Problematische Entwicklung

Winter und ihre Kollegen warnen davor, dass diesen Senken im Zuge des Klimawandels noch von entscheidender Bedeutung sein könnten: Der Rückgang des Meereises im Weddellmeer und die steigenden Temperaturen dürften demnach den Weitertransport der Gletscher in der Westantarktis kanalisieren und beschleunigen. (tberg, 3.6.2018)