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Rauch stieg auf über Gaza-Stadt: Israelische Flugzeuge bombardierten Ziele der terroristischen Hamas-Regierung im Küstenstreifen.

Foto: AP Photo/Hatem Moussa

Tel Aviv – Noch in der Nacht zum Mittwoch ging in den Dörfern und Kibbuzim entlang des Gazastreifens wie schon tagsüber mehrmals der Raketenalarm los, ein Haus wurde getroffen, aber niemand verletzt. Am Mittwochvormittag hingegen war wieder Ruhe eingekehrt, zumindest vorübergehend: Zwar widersprachen israelische Minister einer von der Hamas verkündeten Vereinbarung über eine Feuerpause. "Es gibt keine Waffenruhe", sagte Israels Verkehrs- und Geheimdienstminister Israel Katz.

Doch wie aus Verteidigungskreisen verlautbart, will auch die israelische Armee die Ruhe beibehalten, solange die Hamas und andere Terrororganisationen in Gaza Angriffe unterlassen. "Alles hängt von der Hamas ab. Wenn sie weitermachen, weiß ich nicht, was ihr Schicksal sein wird", sagte Minister Katz.

150-mal Raketenalarm

Bleibt es so ruhig wie am Mittwochvormittag, wäre es das schnelle Ende einer gefährlichen, weniger als 24 Stunden andauernden Eskalation, wie sie die Menschen entlang des Gazastreifens seit dem vergangenen Krieg 2014 nicht mehr erlebt haben. Über 150-mal ging in den Ortschaften entlang des Gazastreifens der Raketenalarm an. Allein bis 20 Uhr am Dienstagabend meldete die Armee den Abschuss von rund 70 Mörsergeschützen und Raketen auf Israel, einige davon auch aus iranischer Produktion.

Die gute Nachricht: Israels Raketenabfangschirm Eiserne Kuppel hat in den vergangenen vier Jahren dazugelernt und schafft es mittlerweile, auch Mörsergranaten abzufangen, die nur 15 Sekunden lang in der Luft sind. Für die israelischen Anwohner ein Fortschritt, wenn auch keine völlige Erleichterung. Noch wird am System getüftelt, und die Gefahr ist nicht gänzlich gebannt.

Kindergarten von Rakete getroffen

Am Dienstag wurden drei Soldaten leicht verletzt, laut Medienberichten Mittwochfrüh ein weiterer. Der Hof eines Kindergartens wurde ebenfalls getroffen, Kinder hielten sich zu dem Zeitpunkt aber nicht dort auf. Die Terroristen trafen auch ein Kraftwerk in Grenznähe, das die Menschen im Gazastreifen nun vorerst nicht mehr mit Strom versorgen wird.

Als Reaktion flog Israel 65 Angriffe auf militärische Ziele im Gazastreifen, darunter Raketen- und Munitionsfabriken, Trainingsgelände und Lagerräume. Auch ein Tunnel wurde zerstört, der zehnte seit Oktober – und diesmal ein besonderer: Er führte u-förmig vom Gazastreifen aus durch Ägypten – und von dort nach Israel.

In den letzten beiden Wochen flaute die Gewalt entlang des Gazastreifens zunächst wieder ab, nachdem bei den Protesten am Tag des Umzugs der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem mindestens 60 Palästinenser ums Leben gekommen waren. Raketenangriffe auf Israel folgten zunächst nicht: "Die Hamas hatte somit versucht, die Narrative des Volksaufstandes gegen Israel aufrechzuerhalten", analysiert Amos Harel, Militärexperte der Tageszeitung "Haaretz".

Allerdings versuchten vereinzelt Terroristen in den vergangenen Tagen, den Grenzzaun zu Israel zu durchbrechen und Armeestellungen in Brand zu setzen. Sie platzierten Sprengkörper entlang des Zauns – und Israel reagierte mit Panzerbeschuss, wobei zwei Mitglieder des "Islamischen Jihad" getötet wurden. Die Terrororganisation kündigte sogleich Vergeltungsschläge an – und führte diese dann am Dienstag durch.

Stille Übereinkunft

Israel macht auch die Hamas, die den Küstenstreifen regiert, für die Angriffe verantwortlich. Laut Harel muss es zumindest eine Art stumme Übereinkunft zwischen der Hamas und dem "Islamischen Jihad" gegeben haben. "Denn die Hamas hat in den vergangenen zwei Monaten deutlich gemacht, dass sie das Sagen hat im Gazastreifen." Sie habe die Gruppen bislang diszipliniert und von Angriffen abgehalten. Und könnte es auch nun wieder tun. (Lissy Kaufmann aus Tel Aviv, 30.5.2018)