Bei der Wahl der Blutzucker senkenden Medikamente sollte auf jene zurückgegriffen werden, die einen positiven Effekt auf Herz und Kreislauf haben.

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Noch vor rund 20 Jahren war bei Zuckerkranken vor allem das Erreichen von ähnlichen Blutzuckerwerten wie bei Nichtdiabetikern das Ziel (Normoglykämie). Dafür herangezogen wurde der sogenannte HbA1c-Wert, der einen Aufschluss darüber gibt, wie gut die Blutzuckereinstellung in den vorangegangenen Wochen war. Werte von 6,5 Prozent und darunter wurden angestrebt.

Der Trend in der Behandlung sollte allerdings in eine andere Richtung gehen, erklärt die Wiener Expertin Heidemarie Abrahamian. In der Langzeittherapie kommt es bei vielen Typ-2-Diabetikern eher darauf an, das Herz-Kreislauf-Risiko zu minimieren, als den Blutzuckerwert radikal zu senken.

"Eine Meta-Analyse zur intensiven Blutzuckerkontrolle bei für schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse einschließlich Herzinsuffizienz mit 27.000 Patienten und 2.370 schweren kardiovaskulären Ereignissen zeigte in der Mortalität keine Vorteile. Bei der Gesamtmortalität aus allen Ursachen haben die Patienten ohne intensive Blutzuckerkontrolle sogar besser abgeschnitten", so die Wiener Diabetologin.

Sicherheit beweisen

Während sich niedrige HbA1c-Werte positiv auf die kleinen Blutgefäße auswirken und somit beispielsweise die Entwicklung von Netzhaut- und Nierenschäden bremsen, ist das bei den großen Arterien (Herzinfarkt, Schlaganfall) offenbar viel weniger der Fall. "Die US-Arzneimittelbehörde FDA und die europäische EMA haben daher vorgeschrieben, dass jedes neue Blutzucker-senkende Medikament für die Zulassung auch die Sicherheit in Sachen Herz-Kreislauf-Erkrankungen beweisen muss", sagt Abrahamian.

Möglichst gute Blutdruckkontrolle, Senkung des Cholesterinspiegels, eventuell Gerinnungs-hemmende Medikation zusammen natürlich mit entsprechender Ernährung und Bewegung stehen im Vordergrund. Bei der Wahl der Blutzucker senkenden Medikamente wiederum sollte besonders auf solche zurückgegriffen werden, welche auch einen positiven Effekt auf Herz und Kreislauf haben. Bei der Blutzuckersenkung sollte wiederum eine Therapie vermieden werden, die vermehrt zu Hypoglykämien (Unterzuckerung) führt.

In den vergangenen Jahren haben sich bei den Blutzucker senkenden Arzneimitteln für Typ-2-Diabetiker immer mehr die sogenannten SGLT-Inhibitoren etabliert. Sie fördern die Ausscheidung von Glukose über Nieren und Harn. Die Substanzen führen auch zu einer stärkeren Diurese, was das Herz entlastet. Hinzu kommt die dadurch hervorgerufene Blutdrucksenkung, weniger Belastung für das Herz und eine verbesserte Nierenfunktion. Speziell bei Diabetikern mit Herzinsuffizienz hat sich das in klinischen Studien als besonders vorteilhaft erwiesen. (APA, 30.5.2018)