Die Standard-Variante in "Onyx"-Farbgebung.

Foto: Atari

Die limitierte Edition der VCS mit Holzfront.

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Nach dem erneuten Abstieg von Atari als Spieleentwickler und Publisher verlief die bisherige Rückkehr der Marke eher holprig. Schlagzeilen machte man mit den eigenen Browsergames kaum, Reboots alter Spieleserien gelangen nicht immer und sonst fiel man vor allem mit einer kuriosen Baseballkappe mit integrierten Lautsprechern auf.

Auf größeres Interesse stieß jedoch die Ankündigung, wieder eine Konsole bauen zu wollen. Ersten Veröffentlichungen zum Design folgten eine lange Pause und Verschiebungen. Nun ist die Finanzierung des Atari VCS allerdings gestartet – und zwar furios.

Atari VCS

Starker Start

Schon wenige Stunden nach dem Anlauf der Indiegogo-Kampagne lag man bei rund 800.000 Dollar, dem achtfachen des anvisierten Mindestziels. Die Millionenmarke fiel am ersten Tag. Interessierte Spieler können die Produktion der VCS mitfinanzieren und sollen ab einem Betrag von 199 Dollar ein Exemplar der Konsole sowie, je nach Höhe, auch Joysticks, Controller sowie eine Sonderedition erhalten.

Mittlerweile liegt die Kampagne bei mehr als zwei Millionen Dollar Dollar. Ausgeliefert werden soll das Gerät laut Plan ab Juli 2019.

AMD-A10 und Radeon R7

Neben neuen Bildern und Videos liefert Atari nun auch genauere Angaben zu Hardware und Software. Die Konsole ist flach, länglich und wird in einem "geriffelten" Design gehalten. Die teurere Sonderedition verfügt über eine Front aus Echtholz.

Atari VCS

Anschlussseitig bietet man eine Ausstattung, die beinahe einem Desktop-PC entspricht. Es gibt vier USB 3.0-Ports, einen Gigabit-Ethernet-Anschluss, einen SD-Slot sowie einen HDMI 2.0-Ausgang. Konnektivitätsseitig bringt das VCS Dualband-WLAN und Bluetooth 5.0. Das Gerät soll sich in Smart-Home-Umgebungen integrieren lassen und zahlreiche Peripheriegeräte – von Maus, Tastatur bis zum Bluetooth-Headset – unterstützen. Angeteasert wird auch Sprachsteuerung.

Unter der Haube werkt ein Prozessor der A10-Reihe von AMD nebst vier GB RAM, wobei kein genaues Modell genannt wird. Als Grafikchip wurde der Radeon R7 auserkoren. Der interne Speicher fasst 32 GB. Für moderne, aufwändige 3D-Games ist die Konsole nicht gedacht, heißt es Seitens Atari. Man wolle ein preiswertes Gerät für Retrogames und "Familienunterhaltung" liefern und nicht mit Nintendo, Microsoft oder Sony konkurrieren.

Ubuntu Linux, über 100 Spiele vorinstalliert

Beim Betriebssystem setzt man auf eine Adaption der Linux-Distribution Ubuntu. Diese erhält eine eigene Oberfläche und Zugang zu Ataris eigener Online-Plattform, die für Spieleentwickler geöffnet wird. 14 Partner sind bereits an Bord.

Atari VCS

Eine Internetverbindung soll jedoch nicht notwendig sein, um die vorinstallierten Games spielen zu können. Über 100 Titel sollen es sein, darunter teils aufgepeppte Atari-Klassiker wie "Pong" oder "Asteroids". Zum Start der Konsole sollen weitere Games fertig entwickelt sein. Bei diesen handelt es sich teils um frische Versionen älterer Games aus eigenem Hause mit Online-Multiplayer. Aber auch komplett neue Titel sollen kommen. Integrieren will man zudem direkte Unterstützung für die Streaming-Plattform Twitch.

Der Zugriff auf das Online-Angebot von Atari, das auch mit Musik und Videos ausgestattet werden soll, ist an sich gratis. Jedoch will man einen Cloudservice und weitere "fortgeschrittene Features" gegen ein kostenpflichtiges Abo anbieten.

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Zweiter Prototyp in Arbeit

Entwicklungstechnisch gibt es bislang einen Design-Prototypen. Im dritten Quartal soll der nächste Prototyp folgen, ehe man im Winterquartal das Design finalisiert und zu Tests und Zertifizierungen schickt. Die Angabe ist allerdings nicht exakt, man betont, dass es durch unvorhersehbare Umstände zu Verschiebungen kommen kann. Generell ist Hardware-Produktion eine komplexe Angelegenheit. Gerade bei Crowdfunding-Projekten kommt es daher oft zu Verzögerungen.

Mitte 2019, nach der Auslieferung an die Unterstützer, soll die Atari VCS dann weltweit auch regulär verkauft werden. Die Finanzierungskampagne auf Indiegogo läuft noch einen Monat. (gpi, 31.05.2018)