Bild nicht mehr verfügbar.

Zuckersüße Leckereien, die plötzlich bitter schmecken: Forschern ist nun diese Manipulation des Geschmackserlebnisses bei Mäusen gelungen.

Foto: AP/Gerald Herbert

Paris – Der Zusammenhang zwischen Geschmacksstoffen und was das Gehirn mit ihnen macht ist alles andere als unveränderlich. Massive hormonelle Veränderungen im Körper beispielsweise können bewirken, dass unterschiedliche Speisen vorübergehend ziemlich gleich schmecken – und im schlimmsten Fall noch dazu grauslich. Freilich hätte eine gezielte Manipulation der Geschmackswahrnehmung auch ihre Vorteile.

Eine Diät beispielsweise wäre wohl erfolgreicher, wenn Süßigkeiten plötzlich bitter schmecken würden und ansonsten weniger attraktive Gemüsesorten auf einmal die Geschmacksnerven angenehm kitzeln. Nun ist es US-Wissenschaftern gelungen, genau diese Geschmacksumpolung zu bewerkstelligen – vorerst jedoch nur bei Mäusen.

Amygdala im Fokus

Die Experimente der Wissenschafter um Charles Zuker vom Zuckerman-Instituts der New Yorker Columbia University befassten sich vor allem mit neuen Strategien zum Verständnis und zur Behandlung von Essstörungen insbesondere Fettleibigkeit und Magersucht. Laut der im Fachjournal "Nature" veröffentlichten Studie konzentrierten sich die Forscher auf die Amygdala, die im Gehirn bei Emotionen wie Furcht und Lust sowie Motivation, Überlebensinstinkt und Stressbewältigung eine wichtige Rolle spielt.

Die Wissenschafter fanden durch Experimente an Mäusen heraus, dass die Amygdala wie die Großhirnrinde über separate Regionen mit geschmacklichen Eigenschaften verfügt. Nach Angaben eines der Koautoren der Studie, Li Wang, konnten die Experten die entsprechenden Gehirnregionen manipulieren und die sich daraus ergebenden Verhaltensänderungen überprüfen. Das Team benutzte Laserstrahlen, um Neuronenverbindungen zur Bitter- oder Süßregion bei den Labormäusen anzuregen.

Austauschbare Geschmäcker

Bei Stimulierung der Süßregion reagierten die Mäuse auf herkömmliches Wasser als wäre es süß. Die Forscher konnten jedoch auch die Geschmacksempfindung von süß in bitter ändern oder umgekehrt. In einem weiteren Experiment, bei dem die Wissenschafter die Amygdala-Verbindungen ausschalteten, nicht aber die Geschmacksfunktion der Großhirnrinde, fraßen die Mäuse, ohne eine besondere Vorliebe für Süßes oder Abneigung gegenüber Bitterem zu zeigen.

"Es wäre so, als nähmst du einen Bissen von deinem Lieblingsschokoladenkuchen, ohne dabei Genuss zu empfinden", erklärte Wang. "Und nach ein paar weiteren Happen hörst du auf von dem Kuchen zu essen, den du normalerweise heruntergeschlungen hättest". (red, APA, 31.5.2018)