Teamchef Franco Foda sah in Innsbruck eine ansprechende Leistung seiner Schützlinge.

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Herausragend und kaum vom Spielgerät zu trennen: Marko Arnautovic.

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Für Russland-Teamchef Stanislaw Tschertschessow verlief die Rückkehr nach Innsbruck nicht nach Plan. Seine Elf vermochte in 90 Minuten keinen einzigen Schuss auf das Tor der Österreicher abzufeuern.

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Innsbruck – Teamchef Franco Foda hat aus dem vierten Sieg im vierten Spiel seiner Amtszeit viel Positives mitgenommen. Der Deutsche kann auf einen immer breiteren Kader zurückgreifen. Dazu ortete er bei seiner Mannschaft nach dem 1:0 gegen Russland eine "extreme Willensstärke". Diese kann sie schon am Samstag (18 Uhr, live ORF 1) im Test gegen Deutschland erneut unter Beweis stellen.

"Das Spiel war für uns extrem wichtig", sagte Foda. "Die Mannschaft hat wieder Vertrauen getankt." Auch die Spieler aus der heimischen Bundesliga, die er in Innsbruck zum Einsatz brachte, überzeugten. Sonderlob gab es für Marko Arnautovic, Peter Zulj und den in der Schlussphase eingewechselten Xaver Schlager, aber auch für Louis Schaub und Stefan Lainer. "Es ist wichtig, dass man als Trainer ein großes Reservoir hat", meinte Foda.

Taktische Umstellungen

Dazu wird die taktische Bandbreite immer größer. Gegen die Russen wurde vor einer Dreier- bzw. Fünferabwehr phasenweise mit einer Mittelfeldraute agiert. Nach Seitenwechsel tauschte Foda von einem auf zwei Stürmer. "Es ist wichtig, dass wir umstellen können und trotzdem nicht an Qualität verlieren", erklärte der 52-Jährige im Hinblick auf die Nations League im Herbst und die folgende EM-Qualifikation.

Den Kurzeinsatz von David Alaba wertete Foda ebenfalls als wichtig, nachdem dieser wegen seiner Rücken- und Oberschenkelprobleme zuletzt wenig trainiert hatte. "Das sind alles kleine Mosaiksteine, die mir zeigen, sie wollen etwas erreichen." Dass einige ÖFB-Akteure mit dem Auftritt gegen den WM-Gastgeber noch nicht restlos zufrieden waren, beurteilte er positiv. "Ich kann das richtig einordnen. Es ist schön, wenn die Spieler selbstkritisch sind. Das ist immer gut für eine Entwicklung."

Verbesserungspotenzial

Auch der Teamchef sah Verbesserungspotenzial. "Es gab Umschaltmomente, die wir nicht gut zu Ende gespielt haben. Und wir hätten mehr Tore erzielten müssen." Äußerst zufrieden war Foda mit der Abwehrleistung, Russland gab nicht einmal einen Schuss aufs Tor ab. "In der Defensive waren wir extrem kompakt. Wenn Druck auf die letzte Reihe gekommen ist, haben wir gut herausgespielt."

Druck könnte auch vom Weltmeister kommen. Die Vorbereitung auf Deutschland ist mit einem Regenerationstag am Donnerstag samt Reise nach Klagenfurt besonders kurz. "Die Jungs verstehen alles sehr, sehr schnell", beruhigte Foda, dessen Konzentration bisher vor allem Russland galt.

Extralob für Zulj

In der Partie prolongierte Peter Zulj seinen steilen Aufstieg. Vor wenigen Wochen zum Spieler der Saison in der Bundesliga gewählt, überzeugte der Mittelfeldspieler auch in seinem ersten ÖFB-Einsatz, den er von Beginn an bestritt.

Peter Zulj (re., mit Julian Baumgartlinger) feierte ein gelungenes Startelfdebüt.
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Lob gab es von allen Seiten – von Foda bis hin zu seinen prominenten Teamkollegen Alaba und Arnautovic. "Er ist ein Spieler, der wirklich sehr viel Potenzial hat, der einen guten Linken hat, der das Spiel gut führen kann, der die Bälle gut verteilt, der auch einen guten Abschluss hat", sagte Alaba über den 24-Jährigen. Arnautovic ergänzte: "Großes Lob an Peter Zulj, der hat ein überragendes Spiel gemacht. Es ist nicht einfach, einfach so ins Spiel zu kommen gegen Russland – wirklich Chapeau."

Zulj tat es in überzeugender Manier, mit Mut und direktem Spiel nach vorne – wie er es unter Foda schon bei Sturm Graz gezeigt hatte. Der Oberösterreicher hatte am Mittwochnachmittag erfahren, sein insgesamt zweites Länderspiel am Abend gleich von Beginn an zu bestreiten. Die Anfangsnervosität war schnell abgelegt: "Ich habe einfach versucht, dass ich meine Leistung bringe wie in der heimischen Liga. Das habe ich, glaube ich, ganz gut gemacht."

Zehn Tore und 19 Assists für Sturm

Foda war alles andere als überrascht: "Er hat das bestätigt, was er das ganze Jahr bei Sturm gezeigt hat." Zehn Tore und 19 Assists gelangen dem jüngeren Bruder von Hoffenheim-Legionär Robert Zulj in 42 Pflichtspielen für die Grazer. Sein Vertrag bei Sturm läuft noch bis 2020. Mit dem Nationalteam hat er noch einiges vor. Zulj: "Wenn wir noch ein paar Dinge zum Besseren drehen können, werden wir eine richtig starke Mannschaft werden."

Beinahe hätte Zulj sein Startelfdebüt sogar mit einem Treffer gekrönt. Bei einer Koproduktion war es aber Alessandro Schöpf, der den Ball entscheidend ins Tor beförderte – und das ausgerechnet in Tirol. Schöpf berichtete von "besonderen Emotionen. Ich habe mich riesig gefreut, dass ich da vor heimischer Kulisse, im Tivoli, dass ich gerade da das Tor machen durfte."

"Schöne Herausforderungen"

Für das ÖFB-Team rücken nun die Duelle mit Deutschland am Samstag und am 10. Juni mit Brasilien in den Mittelpunkt. "Ich bin der Überzeugung, dass wir in den nächsten zwei Spielen gegen den kommenden Weltmeister spielen", meinte Foda und sprach erneut von "schönen Herausforderungen". (APA, red, 31.5.2018)