Im Fernsehen nennt man das einen Cliffhanger. Bis Freitagmorgen läuft noch die Ausnahme für neue US-Schutzzölle auf Stahl und Aluminium aus Europa. Bis zuletzt, also bis Donnerstagnachmittag, ließ Donald Trump, Hauptdarsteller im Handelsdrama, die Entscheidung darüber offen. Doch mit der Drohung, auch die Autoindustrie mit Zöllen zu belegen, hat er bereits die Europäer in helle Aufregung versetzt. Ohne ein Entgegenkommen der EU wird dieser Streit nicht enden, lautet das Signal.

Europas Spitzenpolitiker stehen vor einem Dilemma: Es wäre ein Leichtes, den USA entgegenzukommen und die ohnedies höheren Handelsbarrieren abzubauen. Die Aufregung über Autozölle wirkt scheinheilig, zumal die EU aktuell viermal höhere Zölle auf Pkws einhebt. Aber Brüssel will sich verständlicherweise nicht nachsagen lassen, mit der Pistole am Kopf eingeknickt zu sein. Das könnte die USA zu weiteren – als dreist empfundenen – Forderungen in der Zukunft motivieren.

Dabei läge eine mögliche Lösung nahe. Nach dem Motto "Der Klügere gibt nach" könnte Brüssel das Zollniveau auf jenes der USA herabsetzen – verbunden mit der Aufforderung, dass die USA das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP wiederbeleben sollen. Gleichzeitig könnte die EU dann ihre angedrohten Vergeltungszölle auf Jeans, Whiskey und Co einführen und zeitlich an die Stahl- und Aluminiumzölle der USA binden. Damit wäre zur Abwechslung Donald Trump unter Zugzwang. (Leopold Stefan, 31.5.2018)