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Die die Berggorilla-Population im Gebiet um die Virunga-Vulkane hat erfreulich zugenommen: Über 1.000 Individuen leben derzeit in dem Gebiet.

Foto: REUTERS/Baz Ratner

Leipzig/Kigali/Kampala – Vor etwa einem Monat gab es zur Abwechslung gute Nachrichten über die Verbreitung von Gorillas in Afrika. Ein internationales Forscherteam stellte bei einer umfangreichen Untersuchung fest, dass es mehr freilebende Flachlandgorillas gibt als gedacht. Die Wissenschafter untersuchten 59 Regionen in fünf zentralafrikanischen Ländern und verfolgte über zehn Jahre die Entwicklung dieser Menschenaffen. Dabei stellten die Experten eine Population von 361.900 Gorillas im westlichen Äquatorialafrika fest.

Nun gibt es auch vorsichtig Optimistisches über die Lage der Berggorillas zu verkünden: Wissenschafter vom Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und Mitarbeiter mehrerer nicht staatlicher Naturschutzorganisationen haben nachgewiesen, dass die Zahl der freilebenden Berggorillas auf mehr als 1.000 gestiegen ist.

Verdoppelte Population

"Dies ist eine der seltenen Erfolgsgeschichten im Naturschutz: Die Population der Berggorillas im Virunga-Vulkan-Gebiet hat sich in den letzten drei Jahrzehnten trotz intensiver Gefährdung durch Wilderei, Habitatverschlechterung und Bürgerkrieg mehr als verdoppelt", erklärt Martha Robbins, Gorilla-Expertin am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. "Dieser Anstieg ist ein Beispiel für die engagierten Bemühungen der Regierungen von Ruanda, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo – und dabei insbesondere auch für die harte Arbeit des Parkpersonals vor Ort, diese vom Aussterben bedrohten Menschenaffen zu schützen.

Der Anstieg zeige auch, dass aufwändige Schutzbemühungen, einschließlich Tourismus, Veterinärarbeit und Gemeinschaftsprojekten, tatsächlich einen positiven Einfluss auf das Überleben unserer nächsten lebenden Verwandten haben können, so die Wissenschafterin.

Der Zensus war eine Kombination von intensiver Feldforschungsarbeit in den Jahren 2015 und 2016 sowie detaillierten Erbgutanalysen. Auf der Suche nach Spuren und Nestern von Gorillas durchstreiften Feldforschungsteams das 440 Quadratkilometer umfassende Gebiet um die Virunga-Vulkane und legten dabei mehr als 2.000 Kilometer zurück. Die DNA-Analysen von etwa 1.100 Kotproben dauerten mehr als 18 Monate und ergaben, dass der Population mindestens 186 nicht habituierte – also nicht regelmäßig von Menschen kontaktierte – Gorillas angehören. Die restlichen 70 Prozent entsprechen 418 Tieren, die für Forschung und Tourismus habituiert worden waren.

Jährliche Wachstumsrate von 3,8 Prozent

Bei der letzten Zählung im Jahre 2010 wurde die Berggorilla-Population im Gebiet um die Virunga-Vulkane auf wenigstens 480 Tiere geschätzt. Den aktuellen Zahlen zufolge hat die Berggorilla-Population über einen Zeitraum von sechs Jahren hinweg also um 26 Prozent zugenommen, was einer jährlichen Wachstumsrate von 3,8 Prozent entspricht. Diesen Anstieg führen die Forscher teilweise auf verbesserte Methoden zurück, die beim aktuellen Zensus angewendet wurden, aber auch auf ein tatsächliches Populationswachstum. Die nun registrierten 604 Gorillas gehörten 41 verschiedenen Gruppen an. Bei 14 Tieren handelte es sich um einzelne Männchen.

Routine-Zählungen wie diese tragen entscheidend dazu bei, Management-Strategien anzupassen, wenn etwa festgestellt wird, dass eine Population zu- oder abnimmt. Sie sind auch wichtig um zu entscheiden, ob Bemühungen zur Arterhaltung wirksam sind oder überarbeitet werden müssen. Die im Gebiet um die Virunga-Vulkane lebende Berggorilla-Population umfasste Mitte der 1980er-Jahre nur etwa 250 Tiere.

"Die Analyse von DNA aus Kotproben ermöglicht es uns, Gorillas zu zählen, ohne sie vor Ort zu beobachten", sagt Linda Vigilant, Leiterin des Primaten-Genetiklabors in Leipzig. "Als nächstes werden wir im Detail untersuchen, wie sich die Aufenthaltsorte von verschiedenen Individuen im Laufe der Zeit ändern. Damit werden wir weitere Einblicke gewinnen, wie sich Gruppen und Gruppenangehörigkeiten verändern." (red, 31.5.2018)