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Am Leben: Arkadi Babtschenko.

Foto: AP / Valentyn Ogrienko

"Entschuldigt bitte, nächstes Mal gehe ich bestimmt drauf." Mit reichlich Sarkasmus hat Arkadi Babtschenko auf die Empörung reagiert, nachdem sich herausgestellt hatte, dass der angebliche Mord an dem Journalisten eine reine Inszenierung gewesen war.

Die Nachrufe, die Freunde und Kollegen verfasst hatten, mussten wieder eingestampft werden. In einem Punkt ist das Lob, das viele dem vermeintlich Toten aussprachen, in jedem Fall berechtigt: Babtschenko ist einer der talentiertesten russischen Journalisten. Seine in Buchform erschienenen Erzählungen aus dem Tschetschenien-Krieg sind ebenso eindrucksvoll wie spätere Kriegsreportagen, sei es aus Südossetien oder dem Donbass-Gebiet.

Mit 19 wurde er in die russische Armee eingezogen, um im ersten Tschetschenien-Feldzug zu kämpfen, drei Jahre später meldete er sich freiwillig zum zweiten. Seine Illusionen vom Heldentum verloren sich schnell, das Thema Krieg hingegen ließ ihn nie wieder los. Und so war er auch später als Reporter hautnah an den Brennpunkten. Schon da testete der heute 41-Jährige mit dem charakteristischen Kahlkopf vielfach Grenzen aus. "Eingebetteter Journalismus" hat durchaus seine Tücken, die Objektivität leidet mitunter, wenn ein Journalist zu nah dran ist.

Neuigkeiten selbst fabriziert

Doch während es ihm bei seinen Reportagen bei aller Emotionalität zumeist gelang, Unabhängigkeit zu wahren, hat er sich mit dem vorgetäuschten Tod nun wirklich auf dünnes Eis begeben. Journalisten sollen Neuigkeiten melden, nicht selbst welche fabrizieren. Babtschenko hat sich mit der Aktion zum Sprachrohr des ukrainischen Geheimdiensts SBU gemacht und der eigenen Glaubwürdigkeit geschadet.

Dabei war Glaubwürdigkeit das größte Kapital des gebürtigen Moskauers, der seit 2017 nicht mehr in Russland lebt und über Prag in die Ukraine zog, weil er sich in seiner Heimat als Kritiker der Großmachtpolitik Wladimir Putins verfolgt fühlte. Nicht zu Unrecht, denn seine Aussagen polarisierten. Scharf und kompromisslos griff er die Elite an. Und mehr als einmal ging er dabei in seiner Rhetorik zu weit: Als der Familienvater nach dem Absturz eines Militärfliegers Gleichgültigkeit auch gegenüber den zivilen Opfern zur Schau stellte, erzürnte er nicht nur Nationalisten, sondern auch viele andere Russen.

Auch der jüngste Fake dürfte viele getroffen haben. Er selbst aber ist ungerührt: "Arkadi Babtschenko hat es geschafft, die Gefühle der um Arkadi Babtschenko Trauernden zu verletzen", spottete er nur. (André Ballin, 31.5.2018)