Der Schauspieler Heinz Marecek wohnt mit seiner Frau in einer 400 Jahre alten Finca auf Ibiza. Hier konzentriert er sich aufs Wohnen, Lesen – und das tägliche Schachspiel-Skypen mit Werner Schneyder.

"Meine Schwiegereltern haben die Finca vor etwa 50 Jahren gekauft. Sie hatten eine extrem große Sensibilität für das Haus, und so ist es trotz einiger Um- und Ausbauten auch heute noch in einem weitestgehend ursprünglichen Zustand. Es hat nach wie vor extrem dicke Wände und ziemlich kleine Fenster, was für das heiße Sommerklima eine wunderbare Lösung ist. Um eine Idee zu bekommen, wie dick die Mauern wirklich sind: Unsere Finca hat eine Gesamtfläche von 400 Quadratmetern, außen gemessen, aber nur 230 Quadratmeter Wohnfläche. Das heißt: 170 Quadratmeter entfallen nur auf Wände und Nischen.

"Manchmal, wenn ich länger nicht zu Hause bin, nutzt meine Frau die Zeit, um hinter meinem Rücken eine Klimaanlage einzubauen." Heinz Marecek im Wohnzimmer.
Foto: Michael Horowitz

Eine schöne Tradition auf Ibiza ist, dass man die alten Fincas in Kalkfarbe streicht und in regelmäßigen Abständen neu weißigt. Der Grund dafür ist vor allem der aus dem Süden kommende Saharawind, der viel roten Sand mitbringt und die Häuser nach und nach in einen roten Schleier taucht. Manche waschen ihre Häuser nach einem starken Saharawind einfach mit dem Schlauch ab, aber es hilft nix, alle heiligen Zeiten muss man neu streichen. Traditionell haben das immer die Frauen gemacht. Manche Häuser, so wie auch unseres, haben schon hunderte Farbschichten.

Der Kern des Hauses wurde im 17. Jahrhundert errichtet und hat noch die Originaldecken, die aus massiven Balken aus Wacholderholz, einer Schicht Algen und einer abschließenden Lehmschicht bestehen. Die Balken wurden lange Zeit in Meerwasser eingelegt, wo sie so eine Festigkeit und Robustheit entwickelt haben wie Stahlträger. Die Balken sind so hart, dass man an manchen Stellen nicht einmal mehr einen Nagel einschlagen kann. Man kann dem Dach sogar mit dem Bunsenbrenner an den Kragen gehen, und das Holz fängt nicht an zu brennen. Manche sagen, dass man den wahren Wert eines Hauses am Zustand seiner Decke messen kann.

Foto: Michael Horowitz

Auch innen haben wir uns bemüht, einen möglichst originalen Charakter zu erhalten. Es gibt keine Sofas, keine Fauteuils und auch sonst kaum freistehende Möbel. Die meisten Möbel sind mit dem Haus verbunden. Beispielsweise haben wir eine sehr lange, gemauerte Sitzbank, die wir mit traditionellen Stoffen bezogen haben, sowie Wandleuchten und Beleuchtungsnischen. Licht ist eines der zauberhaftesten Elemente eines solchen Hauses. Je nach Lichtstimmung wirken die Räume mal dramatisch lichtdurchflutet, mal düster wie in einer Zelle. Es ist ein Wohnen mit dem Wetter und den Jahreszeiten. Im Winter kann man das Haus mit der Südsonne heizen, im Sommer macht man alle Türen und Fenster zu und führt ein Schattendasein.

Fotos: Michael Horowitz

Davor haben wir in Wien gewohnt. Doch eines Tages war für meine Frau Christine und mich klar: Ibiza ist nicht nur im Sommer schön, sondern auch im Winter. Der Job als Schauspieler verlangt mir eh viele Reisen ab, da ist es auch schon egal, ob wir in Wien, in München oder auf Ibiza wohnen. Und das Beste: Auf Ibiza wird nicht gearbeitet- nur vorbereitet, gelesen und vor allem gewohnt.

Foto: Michael Horowitz

Manchmal, wenn ich während der Dreharbeiten länger nicht zu Hause bin, nutzt meine Frau die Zeit, um beispielsweise hinter meinem Rücken eine Klimaanlage einzubauen – obwohl ich ein ausgesprochener Gegner von diesem künstlichen Runterkühlen bin. Ich muss sie ja nicht einschalten, obwohl ich zugeben muss, dass sie schon komfortabel ist. Ich freue mich jedenfalls jedes Mal aufs Neue auf mein Zuhause. Eines meiner täglichen Wohnrituale ist das Schachspiel-Skypen mit meinem Freund Werner Schneyder. Er gewinnt öfter als ich. So ist das Leben. Ein anderes Ritual ist das Kochen und Zusammensein mit Freunden." (4.6.2018)