Diese Aufnahme der Raumsonde New Horizons aus dem Jahr 2015 zeigt die nun bestätigten und analysierten Dünen (rechts) am Rand des Al-Idrisi Montes (links) auf dem Pluto.
Foto: NASA/JHUAPL/Southwest Research Institute

Tampa – Obwohl er zum Zwergplaneten degradiert wurde, liefert Pluto immer noch Überraschungen. Diese verdanken sich nicht zuletzt der Nasa-Raumsonde New Horizons, deren Aufnahmen bis heute ausgewertet werden und offensichtlich machen, dass der ferne Zwergplanet Pluto erstaunliche und sogar erdähnliche Charakteristika besitzt. Die Wissenschaft geht davon aus, dass Pluto eisige Gebirge, fließende Gletscher, womöglich sogar aktive Eisvulkane beherbergt.

Die jüngste Entdeckung gab seit einigen Jahren Rätsel auf: Am Übergang von der Eisebene Sputnik Planitia zum Gebirgszug Al-Idrisi fanden sich seltsame dünenartige Erhebungen, die parallele Linien bilden, ähnlich den Sandrippeln am Meeresstrand oder den Dünenzügen in vielen irdischen Wüsten. "Als wir die New-Horizons-Bilder zum ersten Mal sahen, dachten wir sofort, dass dies Dünen sein könnten", sagt Jani Radebaugh (Brigham Young University), Koautorin der neuesten Pluto-Studie im Fachblatt "Science".

Milde Winde reichen aus

Doch damit Dünen entstehen, muss der Wind lose Partikel hochreißen – und das schien auf dem Zwergplaneten ob seiner dünnen Atmosphäre undenkbar. Doch eine genauere Analyse haben nun die Vermutung bestätigt: Obwohl in der Pluto-Atmosphäre der Oberflächendruck 100.000 Mal geringer ist als auf der Erde, dürften die sanften Winde auf der Pluto-Oberfläche, die ein Tempo von nur rund 30 bis 40 Stundenkilometern erreichen, die Dünen angehäuft haben, berichten die Forscher.

Laut Eric Parteli vom Institut für computergestützte Geowissenschaften der Universität Köln reichen wegen der deutlich geringeren Schwerkraft auf dem Pluto und des extrem niedrigen Druck in seiner Atmosphäre schwache Winde zum Auftürmen von Dünen aus. Die Forscher vermuten, dass die regelmäßigen Erhebungen wahrscheinlich aus gefrorenem Methan bestehen. Sie schließen aber auch nicht aus, dass die Dünen aus festem Stickstoff bestehen.

Erdähnlichkeit des Zwergplaneten

"Wir wussten, dass jeder Körper des Sonnensystems mit einer Atmosphäre und einer soliden felsigen Oberfläche Dünen hat, aber wir wussten nicht, was wir auf dem Pluto finden", erläutert Matt Telfer (University of Plymouth), der Hauptautor der Studie. Die Entdeckung sei "wirklich überraschend", ergänzte Jani Radebaugh. Obwohl er 30-Mal weiter von der Sonne entfernt ist als die Erde, zeige sich, dass Pluto immer noch erdähnliche Eigenschaften hat. (red, 3.6.2018)