Winterreise: Kornél Mundruczó hat 2014 Bewohner eines ungarischen Flüchtlingslagers filmisch porträtiert: Seine Bilder erzählen von existenziellen Grenzsituationen.

Foto: Bálint Hrotkó, Proton Theatre
  1. Tiefer Schweb Ein Festwochen-Stammgast ist wieder da: Christoph Marthaler, der erst kürzlich mit dem Ibsen-Preis ausgezeichnet wurde, zeigt sein Kammerspiel Tiefer Schweb, eine Produktion der Münchner Kammerspiele. Wie immer bespielt der Meisterregisseur einen fragwürdigen Schauplatz mit ebensolchen Handlungen: Es tagt ein Gremium in einer Unterwasserklausur am Bodensee, zum Zwecke der Verwaltung von Flüchtlingen. In München hieß das noch "idealbayerische Einbayerung". (afze)
    Theater an der Wien, 4.-6. 6., 19.30

  2. La Plaza Erst 18 Jahre jung ist das 21. Jahrhundert, und es wirkt irgendwie krank: zugleich frühreif und unausgegoren, infiziert von globalen Konflikten und irritiert durch eine ungewisse Zukunft. In seiner neuen Performance La Plaza führt das junge spanische Künstlerkollektiv El Conde de Torrefiel (Conde heißt Graf, Torrefiel ist ein Grätzel in Valencia) bei den Festwochen eine Gruppe von Bewohnern dieses Jahrhunderts vor. Mit Witz und Würze machen diese surreal wirkenden Figuren ihr Lebensgefühl sichtbar, das sie in einen Konflikt zwischen privaten Fantasien und allgemeiner Verunsicherung stürzt. (ploe)
    Theater Akzent, 7.-9. 6., 19.30

  3. Winterreise Hans Zenders Reinterpretation von Franz Schuberts Winterreise-Liederzyklus trifft auf Ideen des Theater- und Filmregisseurs Kornél Mundruczó. Dieser hat 2014 Bewohner eines ungarischen Flüchtlingslagers filmisch porträtiert. Seine Bilder erzählen von existenziellen Grenzsituationen, wobei in dieser Inszenierung die Stimme von János Szemenyei hinzukommt. So ist er das Bindeglied zwischen Mundruczós klagenden Bildern und Zenders teils düsteren instrumentalen Paraphrasen auf Schubert. Die in der originalen Winterreise aufgebrachten Themen wie Fremdsein, Einsamkeit und Verzweiflung werden bei Zender damit harmonisch quasi verdichtet. (tos)
    Gösserhallen, 8.-10. 6., 20.00

  4. Second Season Joshua David Charles Dolgin, Künstlername Socalled, ist ein kanadischer Rapper und DJ. Bekannt ist er als Produzent von auf jiddischen Liedern und Melodien basierendem Hip-Hop. Mit dem Puppenmusical The Season wagte er einen Ausritt ins Puppentheaterfach. Dieser gelang so prächtig, dass nun The Second Season folgte. Empfohlen ist das Musical mit einander freundlich gesinnten Waldtieren ab acht Jahren. (afze)
    Halle G im Museumsquartier, 8. 6., 20.30, 9. & 10. 6., 17.00 & 20.30

  5. Häusliche Gewalt Der schwedische Performance- und Videokünstler Markus Öhrn hat mit international bekannten Gruppen wie Institutet oder Nya Rampen (We love Africa and Africa loves us) sowie mit Jan Fabre (Étant Donnés) zusammengearbeitet. 2012 war er mit Conte d'Amour bei den Festwochen zu Gast, dem damals der Fall Fritzl zugrunde lag. Mit seinem neuen Stück Häusliche Gewalt knüpft er daran an. Er setzt sich mit vor Gericht verhandelten Missbrauchsfällen in Wien auseinander. Die Performance – gebaut aus Situationen körperlicher Bedrohung – ist für ein Publikum ab 16 Jahren zugänglich. (afze)
    Gösserhallen, 8.-10. 6., 17.00-22.00