Wer sich in Österreich häuslich einrichtet, kommt an zwei Konzernen schwer vorbei. XXXLutz und Kika/Leiner dominieren mehr als die Hälfte des gesamten Möbelmarkts. Es ist ein europaweit einzigartiges Duopol, das die beiden Platzhirsche im Wettlauf schufen. Selbst Weltmarktführer Ikea hinkt hierzulande hinterher. Der Aufschrei der Kartellwächter blieb wider jede Vernunft aus, obwohl sich die Konzentration bei den Lieferanten fortsetzt.

Nun droht die Machtverschiebung hin zu einem einzigen Händler: Im schlimmsten Fall diktiert Lutz künftig, was die Mehrheit der Österreicher kauft, zu welchem Preis und zu welchen Bedingungen für die Mitarbeiter. Kika/Leiner geriet mit dem Verkauf an die börsennotierte Steinhoff-Gruppe vom Regen in die Traufe. Schon zuvor fehlte Kapital für neue Investitionen. Verluste uferten aus, die Lust, sich unternehmerisch zu engagieren, ging in der dritten Generation flöten. Doch jedes einzelne der Probleme wäre mit einigem Willen und Sachverstand zu bewältigen gewesen. Aber ohne Geld keine Musi.

Mutterkonzern Steinhoff ist mit dem Vorwurf der Bilanzmanipulation konfrontiert. Die Krise droht Tochterfirmen weltweit mit in den Abgrund zu ziehen, auch wenn diese pünktlich zahlten. Kreditversicherer sind da oft nur noch das Zünglein an der Waage. Ob sich die Abwärtsspirale stoppen lässt, liegt jedoch nicht nur an Lieferanten und Kunden. Kika/Leiner braucht verlässlichere neue Geldgeber. (Verena Kainrath, 4.6.2018)