Krebs im frühest möglichen Stadium erkennen: Das ist das Ziel vieler Wissenschaftler. Die Idee dahinter: Noch lange bevor sich Krebszellen zu sichtbaren Tumoren formieren, kreisen sie im Blut oder hinterlassen zumindest DNA-Spuren ihrer Existenz. Je früher behandelt, umso größer die Chancen für einen Therapieerfolg.

"Liquid Biopsy" ist der Fachbegriff für Verfahren, die Krebs im Blut ("liquid") detektieren. Am größten amerikanischen Krebskongress Asco präsentierte Eric Klein, Onkologe von der Cleveland Clinic in Ohio, ein aufsehenerregendes Verfahren. "Der Test macht es möglich, Symptome Monate vielleicht sogar Jahre früher zu entdecken", sagte er der Zeitung "The Telegraph".

Kleins Studie stützt sich auf 1627 Blutproben. 878 Patienten waren neu diagnostiziert, aber bislang unbehandelt, 749 waren gesund. Dabei kamen drei DNA-Tests zur Analyse der Proben zum Einsatz. Insgesamt konnten zehn unterschiedliche Krebsarten mit unterschiedlicher Sicherheit im Frühstadium aufgespürt werden.

  • Eierstockkrebs mit einer Sicherheit von 90 Prozent
  • Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs, 90 Prozent
  • Lymphome, 77 Prozent (Myelome zu 73 Prozent)
  • Darmkrebs, 66 Prozent
  • Lungenkrebs, 59 Prozent
  • Burstkrebs, 58 Prozent
  • Speisenröhren- und Kehlkopfkrebs, 56 Prozent

Klein sieht ein enormes Potenzial für die Früherkennung von Krebs in Familien, in denen ein hohes Krebsrisiko besteht. Auf lange Sicht könnte sich die Liquid Biopsy jedoch auch als Screening-Methode im Rahmen einer Gesundenuntersuchung etablieren. Wie die Forscher allerdings betonen, ist der Test noch nicht ausgereift, um im klinischen Alltag routinemäßig eingesetzt zu werden.

Ein zentraler Aspekt der Früherkennung ist auch die Frage, inwiefern die sich die entdeckten Krebszellen dann auch mit den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten behandeln lassen. Die große Hoffnung der Forscher: Krebszellen im Frühstadium lassen sich besser bekämpfen, vielleicht sogar vollständig ausrotten. Insofern hat das Verfahren das Potenzial, die Zahl der Krebstoten massiv zu reduzieren. (red, 4.6.2018)