Mercedes kennt ab Juni kein Halten mehr bei Schranken.

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Der Dame wird gerade ein Park-Buserer gemeldet.

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Bei Chark.me kann man sich zum parkenden Auto Lebensmittel zuliefern lassen.

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Das mit der Statistik ist ja so eine Sache. Prinzipiell gilt Churchills Merksatz: "Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast." Aber gehen wir einmal davon aus, dass was dran ist an der Nachricht von Daimler, Autofahrer verschwendeten in unseren Breiten Jahr für Jahr im Schnitt 44 bis 55 Stunden mit Parkplatzsuche, wegen der Enge in den Städten und der tendenziell größer werdenden Autos. Dann ist jeder Ansatz gutzuheißen, der uns diese Lebenszeit zurückerstattet.

Volvo hat die Null-Unfall-Strategie, Mercedes die Null-Stunden-Perspektive – sprich: Irgendwann einmal sollen wir mit Parken gar keine Zeit mehr liegenlassen. Einige der vielen zum Ziel führenden kleinen Schritte skizzierte man soeben in einem Techniktag zum Thema, und siehe da: Beim Parken ist noch einiges zu holen.

Autonomes Parken

Parken als Teilaspekt des autonomen Fahrens etwa. Etliche Sensoren sind längst vorhanden, aber jetzt sieht man, welche Fantasien, welche Kreativität sich um deren Vernetzung auszutoben beginnt.

2008 stellte Mercedes einen aktiven Parkassistenten vor, der aus Laternenparken Laternenparkenlassen machte. Inzwischen können die Autos von außen zum Ein- oder Ausparken bewegt werden (Remote Parking), und schon sind die nächsten Schritte greifbar. Im öffentlichen Parkhaus des Mercedes-Museums in Stuttgart wurde uns dazu ein ab Juni verfügbares Feature vorgeführt, bei dem am Schranken kein Ticket mehr zu ziehen und dann am Automaten zu bezahlen ist – das geht bis zur Abbuchung beinahe automatisch.

Such, such!

Eine andere Überlegung wäre, dass man sein Auto in einer gekennzeichneten Zone nach Passieren des Schrankens abstellt und es alleine eine Parklücke suchen lässt. Das lästige, oft felgenfressende Rauf- und Runtergurken im engen Parkhaus entfällt. Technisch, wir fuhren in Beobachterrolle eine Runde im Oma-Opa-Tempo mit – inklusive simulierter Notbremsung, als ein Mercedes-Mann beherzt vor das Auto hüpfte -, ist das schon machbar, es fehlt noch der juristische Aspekt.

Oder diese Applikation, die einen in Echtzeit informiert, wo in Zielnähe sich freie Straßen- oder Parkhaus-Stellflächen befinden, und einen dorthin geleitet. Spart enorm viel Zeit und Suchaufwand, auch dies ein begrüßenswerter Ansatz.

Bewegtere Zeiten

Überlegt wird aber auch, wie die Zeit, die das Auto rumsteht und auf bessere, bewegtere Zeiten wartet, sinnvoll genutzt werden kann. Dafür wurde ein hauseigenes Start-up gegründet. Nennt sich Chark.me und nutzt einen VW Käfer als Signet. Na ja, ein Auto-Symbol halt, dessen Silhouette an Ferdl Porsches Geniestreich erinnert. Chark ist kein falsch geschriebener englischer Hai, sondern ein kompiliertes Kunstwort aus "Change the way you park". Ja, solches Deutsch spricht man heute in Baden-Württemberg.

Einmal striegeln, tränken, füttern bitte: Der Alphatest läuft derzeit in Stuttgart mit etlichen Daimler-Mitarbeitern, 500 Teilnehmer insgesamt sind es demnächst. Auf die Mercedes-Klientel in Deutschland auswälzen könnte man das 2019. Getestet werden Services wie die Lieferung von Verpflegung und Paketen, währen das Auto parkt (sogar gekühlte Ware funktioniert, wie die Zustellung und anschließende Verteilung von Eis im Parkhaus zeigte), auch die Abholung von schmutziger und Lieferung gereinigter Kleidung, ja sogar Autowäsche am Parkplatz. Alles, ohne dass man den Schlüssel aus der Hand geben müsste.

Und wenn einem wer am parkenden Auto einen Buserer verursacht, kriegt der Diebstahlswarner den Rempler mit und meldet es an den Schlaufernsprecher der Besitzerin, des Besitzers. Na bumm. (Andreas Stockinger, 7.6.2018)