Der US-Historiker und Autor Noah Charney schrieb im Vorjahr eine Liebeserklärung an Slowenien, getitelt "Slovenology". Er beschreibt darin die Fähigkeit der Landesbewohner, Dinge gut zu organisieren und die Härten des Lebens abzufedern. Der Wahlslowene nennt den mitteleuropäischen Staat "das beste Land der Welt".

Auffällig ist jedenfalls der relativ hohe Anteil an Rationalität in der Politik, vergleicht man etwa das slowenische Wahlverhalten mit jenem in den mitteleuropäischen Nachbarstaaten Italien, Österreich, Ungarn und Kroatien. Die Slowenen haben sich offensichtlich nicht so stark von der Angst und dem Hass anstecken lassen. Während die Nachbarn in den vergangenen Jahren immer mehr den Populisten zuströmten, blieben die Slowenen relativ cool, obwohl sie eine sehr schwere Wirtschaftskrise durchlebten und mit der Migrationskrise 2015/2016 heillos überfordert waren.

Seit 2013 haben die Regierungen erfolgreich das Budget konsolidiert, das Land hat sich erholt. Radikale Tendenzen wie Hetze gegen Migranten werden von den meisten abgelehnt. Auch jetzt nach der Wahl gibt es keine Mitte-rechts-Mehrheit, die die Gesellschaft derart in die irrationale Ecke drängen könnte, wie dies in Ungarn längst passierte, in Österreich gerade passiert und in Italien wohl passieren wird. Die vielen kleinen Parteien erhöhen zwar nicht die Effektivität beim Regieren, sind aber Ausdruck von Pluralismus. Slowenien ist politisch eine Insel der Seligen. (Adelheid Wölfl, 4.6.2018)