Das Haus Neu Albern öffnet nach zwei Jahren Sanierung wieder seine Türen.

Foto: FSW / Lorenz Kunath

Wien – Das Grundversorgungsquartier Neu Albern im 11. Wiener Gemeindebezirk nimmt am 18. Juni seinen Betrieb wieder auf. Das Zentrum musste saniert werden und blieb deswegen in den letzten zwei Jahren geschlossen.

Das Haus wird von der Diakonie-Flüchtlingshilfe geführt und vom Fonds Soziales Wien (FSW) gefördert und hat insgesamt 126 Plätze. Dort werden ausschließlich Männer untergebracht, die die Grundversorgung beziehen. 40 Plätze sind speziell für Menschen mit erhöhtem Betreuungsbedarf gedacht, 86 für die normale Betreuung.

Renovierung notwendig

"Wir kehren wieder heim und sind sehr froh darüber", sagte die Geschäftsführerin des Diakonie-Flüchtlingsdienstes Alexandra Gröller bei der Präsentation des sanierten Gebäudes am Donnerstag. Der strukturelle Zustand der Einrichtung sei vor der Sanierung sehr schlecht gewesen, die Bewohner mussten deshalb das veraltete Haus verlassen und in ein Übergangsquartier im 19. Bezirk übersiedeln.

Auch Anita Bauer, Geschäftsführerin des Fonds Soziales Wien, freute sich über die Renovierungen. Rein strukturell sei Neu Albern "die schlechteste Einrichtung" gewesen, die sie im Rahmen der Flüchtlingshilfe gekannt habe. Trotzdem habe "das sehr motivierte Team" des Zentrums immer wieder betont, dass die Gegend optimal für die Arbeit mit Menschen in der Grundversorgung sei.

Im Obergeschoß des Hauses befinden sich die Plätze für die Regelbetreuung, die barrierefreien Wohnungen sind im Erdgeschoß.
Foto: FSW / Lorenz Kunath

Besonders vorteilhaft sei, dass das Haus sich fast direkt in der Natur befindet. So können die Klienten im Garten des Hauses Gemüse anbauen, im Wald spazieren oder Fußball spielen, erklärte Hausleiter Huy-Hao Phan. Obwohl sich die Einrichtung relativ weit weg vom Stadtzentrum befindet – etwa 30 Minuten mit den Öffis –, sei die Anbindung sehr gut. Das ist notwendig, weil viele Bewohner in der Ausbildung sind, Deutschkurse besuchen oder studieren. In Gehweite befinden sich außerdem Einkaufsmöglichkeiten.

Der Simmeringer Bezirksvorsteher Paul Stadler (FPÖ), ebenfalls bei der Eröffnung anwesend, lobte die Arbeit des Quartiers. Solche Einrichtungen seien "ganz wichtig für die Betreuung von Flüchtlingen, die Probleme haben". Als Bezirksvorsteher wolle er sich "nicht einmischen", stehe aber bei Problemen zur Verfügung. Bauer hatte vorher gesagt, die Bezirksvorstehung könne sich bei jeglichem Anliegen jederzeit melden. Sie hatte aber angemerkt, dass Strukturen wie Neu Albern "ein glattes Gegenteil zu den immer wieder diskutierten Großquartieren" für Flüchtlinge darstellen.

Acht Menschen pro Wohneinheit

Die Klienten werden in Doppelzimmern untergebracht. In den Einheiten wohnen jeweils acht Menschen, die sich Bad und Küche teilen. Die Zusammensetzung wird je nach kulturellen Gemeinsamkeiten sowie Schlafgewohnheiten bestimmt.

Im Erdgeschoß befinden sich Büros, die bei Bedarf auch als Besprechungs- beziehungsweise Therapieräume verwendet werden können. Den Bewohnern steht außerdem ein kleiner Fitnessraum zur Verfügung sowie eine große Küche, in der sie gemeinsam kochen können. Die Zimmer für die Gäste mit erhöhtem Betreuungsbedarf sind barrierefrei eingerichtet.

Kleine Zahlen, großes Thema

Im Rahmen der Wiener Grundversorgung gibt es insgesamt 230 Plätze mit erhöhtem Betreuungsbedarf (auch EBB genannt) in elf Quartieren. Anspruch darauf haben Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen, unheilbaren oder chronischen Krankheiten sowie psychischen Pathologien oder Personen, die aufgrund von früherer Drogenabhängigkeit behandelt werden.

Numerisch sind diese Fälle zumindest in Wien eher begrenzt – immerhin stehen im Rahmen des FSW-Netzes 230 Sonderplätze zur Verfügung bei über 18.000 betreuten Flüchtlingen –, stellen jedoch "ein großes Thema" dar, sagte Bauer dem STANDARD. Viele Menschen seien von der Flucht und den Geschehnissen in der Heimat traumatisiert.

Phan berichtete von einem früheren Bewohner, der unter einer schweren degenerativen Erkrankung litt und rund um die Uhr gepflegt werden musste. Daher der Bedarf an solchen Einrichtungen. Man wolle jedoch nicht alle EBB-Fälle an einem Ort unterbringen, sie sollen sich auch mit den anderen Gästen aufhalten, so Bauer. (Francesco Collini, 7.6.2018)