Karrieremesse an der Uni Wien: Karin Bauer hat mit Gertraud Leimüller (Winnovation), Klaus Schuch (ZSI) und Marion Rauner (Uni Wien) im Silent Talk mitten im Messetrubel über innovative Umfelder diskutiert.

Foto: Klaus Ranger

Zwölf Jahre lang haben mehrere Dutzend Unternehmen an der größten Uni des Landes ihre Angeln auf einer riesigen gemeinsamen Bühne nach neuen Mitarbeitern bei der Messe UniSuccess ausgeworfen. Am Dienstag war es das letzte Mal so weit. Denn ab 2019 gibt es an der Uni Wien modulare Maßschneiderung und statt einer Messe ein "House of Jobs" an fünf Standorten.

Innovation war folglich auch das Motto der Vorträge und Diskussionen, die Wegweiser und Inspiration für den künftigen beruflichen Weg sein wollen. Was Innovationsdruck im Arbeitskontext für Studierende bedeutet, diskutierten Marion Rauner (Department of Innovation and Technology Management der Uni Wien), Gertraud Leimüller (Inhaber von Winnovation) und der wissenschaftliche Leiter des Zentrums für Soziale Innovation, Klaus Schuch.

Viele Fragezeichen

Auffällig die Botschaften an Studierende mit ihren meist sehr vielen Fragezeichen in all der Unabsehbarkeit, Unübersichtlichkeit und all den möglichen Zukünften in Digitalisierung, Automatisierung und globalen Krisen: Versicherungen, dass Karrieren gut planbar und auf mehrere Jahrzehnte strukturierbar sind (wenn man nur will und leistungsbereit und mit vielen Abschlüssen und Zertifikaten gut ausgebildet ist), werden jungen Leuten nicht mehr vorgesetzt. "Es sind nicht mehr nur Abschlüsse, die Persönlichkeit kommt viel stärker ins Spiel – was ist das für ein Mensch, was treibt ihn an, wo will er hin", sagt etwa Innovationstreiberin Gertraud Leimüller, die mit einem zehnköpfigen Team in ihrer Firma Winnovation Innovationsberatung macht.

Hochschulen, setzt sie Kritik nach, bewegten sich da viel zu langsam, um Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen – obwohl ja zu sehen sei, dass "auch mit drei Masterabschlüssen keine Jobgarantie einhergeht". Der Wettbewerbsdruck führe zum Umdenken in der Recruitingpolitik, sagt sie. Formale Anforderungen würden zunehmend überdacht, nonformale Aspekte würden wichtiger. Dabei punkteten, stimmen Rauner und Schuch zu, vor allem soziale Kompetenz (am besten erworben durch Freiwilligenarbeit und soziales Engagement), Empathie, die Fähigkeit, in der realen Welt zu kommunizieren, und Teamfähigkeit.

Der Wille ist stark

Klaus Schuch nimmt auch den Druck: "Alle wollen immer die Besten – vielleicht glauben Sie, dass Sie da gar nicht dazugehören?" Das "Beste" sei eine Frage des Kontexts, und "Sie brauchen nicht toptop zu sein, seien Sie zuversichtlich, dass Sie zu den Guten gehören". Dass der Weg in berufliche Laufbahnen an keinem Punkt Einbahnstraßen sind, in denen Etablierte die Jungen "ausbilden", macht Marion Rauner klar: Sie spricht von Rohdiamanten, die sie ein wenig anschleifen dürfe – und die sie zurückschliffen. Apropos: Gute Firmen, sagen alle, erkenne man an ihren Investitionen in Mitarbeitern – etwa Mentoring, Buddy-Systeme, Vertrauenskultur.

Leimüller: "Wenn Sie herausgefunden haben, was Sie wollen, dann lassen Sie sich nicht entmutigen, der Wille ist etwas ganz Starkes – auch wenn das in unserer Kultur nicht ermutigt wird. Geben Sie nicht gleich auf, fühlen Sie sich ermächtigt." (kbau)