Warmblut, Wallach, sechs bis zehn Jahre alt. Eine Stellenausschreibung.

Foto: Heribert CORN

Natürlich hat mit einigen flott die Fantasie durchgehen müssen. Ihre, nun ja, lustigen Texte in sozialen Medien und nicht minder sozialen Foren enden oft mit "Kannst du nicht erfinden". Davor steht, dass der FPÖ-Innenminister natürlich "braune" Pferde sucht – wenn der Innenminister überhaupt Innenminister und nicht gleich "Gaulreiter" genannt wird. Zum Wiehern? Geschmackssache.

Herbert Kickl sucht per Ausschreibung übrigens nicht nur braune, sondern auch schwarze und jedenfalls zwölf Pferde insgesamt. Genauer gesagt: zwölf warmblütige Wallache im Alter von sechs bis zehn Jahren. Warmblüter sind generell ruhiger als Vollblüter (etwa Araber), aber wendiger und weniger grobschlächtig als Kaltblüter (etwa Noriker). Der Wallach ist im Regelfall einfacher zu händeln als die Stute und lässt nicht so viel Übermut heraushängen wie der Hengst, als der er vor der Kastration dagestanden ist.

Gut möglich, dass Kickl in Deutschland fündig wird. Dort schreibt man Pferdezucht generell groß, dort sind wichtige Warmblutrassen wie Hannoveraner, Westfale, Holsteiner, Oldenburger und Trakehner daheim. Der Polizei gilt das Pferd, welchen Stammbaum auch immer es hat, als "Einsatzmittel". Vorläufer war das Schlacht-, Streit- oder Kampfross. In der Antike schmächtig und beweglich, kam es spätestens im Mittelalter groß und kräftig daher, weil es nicht nur einen Ritter, sondern auch schwere Panzerung zu tragen hatte. Dieser Entwicklung schob die Erfindung der Feuerwaffen einen Riegel vor.

In Wien zäumte die berittene Sicherheitswache erstmals 1869 auf. Andere Fortbewegungsmittel – Auto, Fahrrad, Segway – hatten sich noch nicht durchgesetzt. Schon vor dem Ersten Weltkrieg sattelte die Polizei weitgehend ab, nach dem Zweiten saß sie allein noch in Graz hoch zu Ross, diese Staffel wurde 1950 aufgelöst.

In München und London kommt berittene Polizei vor allem am Rande großer Fußballspiele zum Einsatz, um Zusehermassen zu lenken. Derartige Spiele finden in Wien allzu selten statt. Dennoch hütet sich die ÖVP, den Regierungspartner an die Kandare zu nehmen. Galoppierende Kosten wären keine Überraschung. Kickl geht davon aus, dass für den Beginn 380.000 Euro und pro Jahr weitere 110.000 Euro für den laufenden Betrieb zu berappen sind. Bei all den Späßen, die einen auf Trab halten, ist die entscheidende Frage in den Hintergrund geraten: Steht sich das dafür? (Fritz Neumann, 6.6.2018)