Sturms Peter Zulj (links) wurde von West Hams Marko Arnautovic sichtlich akzeptiert und niemals beschimpft.

Foto: APA / Robert Jäger

Bad Tatzmannsdorf – Das geplante Nachmittagstraining am Donnerstag musste gestrichen werden. Marko Arnautovic und Co hätten den Platz in Bad Tatzmannsdorf nämlich völlig umgepflügt und zerstört. Der Rasen bekam Zeit, sich bis Freitag zu erholen, die Regenmassen aufzusaugen. Teamchef Franco Foda hatte ein hochklassiges Ersatzprogramm parat, den Spielern wurde das 2:1 von Klagenfurt gegen Deutschland vorgespielt (einige Szenen halt). Keiner ist eingeschlafen, obwohl der Ausgang bekannt war.

Generalprobe für die WM

Die Lust auf den nächsten Weltmeister, Brasilien, ist jedenfalls groß. Die Südamerikaner landen am Freitagabend in Wien, um am Sonntag ab 16 Uhr im ausverkaufte Happel-Stadion ihre Generalprobe für die WM in Russland aufzuführen. Der Tross umfasst 100 Personen, das ist für den österreichischen Fußballverband ÖFB auch eine logistische Herausforderung. Wie viel Geld die Brasilianer für ihr Kommen verlangen, wollte und durfte ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer bei seinem Besuch in Bad Tatzmannsdorf nicht verraten. Die Vertragsklauseln in diesem Geschäft sind rigide, Stillschweigen ist eine Untertreibung. Trotzdem: Mit zwei Millionen Euro liegt man nicht sehr daneben.

Vertragsverhandlungen um Happel-Stadion

Ein anderes Spiel fand am Donnerstag droben oder drunten in Wien statt. Präsident Leo Windtner und Geschäftsführer Bernhard Neuhold hatten ein Beisammensein mit Sportstadtrat Peter Hacker im Rathaus – das zweite binnen 48 Stunden. Es ging um die Benützung des Happel-Stadions, der Vertrag ist ausgelaufen. Bisher zahlte der ÖFB pro Länderspiel kolportierte 50.000 Euro Miete, der Gemeinde ist das deutlich zu wenig. Laut Neuhold war das Gesprächsklima "sehr gut". Man habe sich angenähert. "Es soll keine Verlierer geben." Die Zeit drängt insofern, als schon am Dienstag die Austragungsstätte für die Nations-League-Partie gegen Nordirland am 12. Oktober bekannt gegeben werden muss.

Ein bis zwei personelle Änderungen

Am 7. Juni in Bad Tatzmannsdorf hatte Foda einen ähnlichen Text wie vor ein paar Tagen in Klagenfurt parat. Brasilien ist praktisch die inhaltliche Wiederholung von Deutschland. Foda: "Auch Brasilien hat minimale Schwächen." Er forderte erneut Mut, Aggressivität, frühe Balleroberung ein, kündigte ein bis zwei personelle Änderungen an. Brasilien sei etwas anders als das den Ballbesitz anstrebende Deutschland. "Sie sind zielstrebiger, schalten schnell um, gehen extremes Tempo. Unter Teamchef Tite sind sie defensiv kompakter geworden."

Neymar im Mittelpunkt

Natürlich hat sich Foda mit Neymar befasst, er hofft auf einen möglichst langen Einsatz des Superstars. "Gut fürs Publikum, gut für uns." Der Mann (Neymar, nicht Foda), ist bekanntlich 222 Millionen Euro wert, für Österreichs Teamchef sind solche Summen nicht nachvollziehbar. "Absolut zu hoch, wenn man bedenkt, was in der ganzen Welt passiert, dass es immer noch Hungersnot gibt in manchen Ländern. Es ist halt Angebot und Nachfrage, ich werde das nicht ändern."

Zulj und Lainer im Fokus

Auch Peter Zulj wär damit überfordert. Der 24-Jährige hat sowohl beim 1:0 gegen Russland als auch gegen Deutschland im Mittelfeld brilliert. "Ich wurde gut aufgenommen, konnte mich entfalten. Jeder hat mich gepusht, keiner hat mich geschimpft." Wie lange er noch bei Sturm Graz bleibt (Vertrag bis 2020) und wie er die Abgänge beim Cupsieger beurteilt (Potzmann, Jeggo, Röcher etc), durfte er nicht sagen, der neben ihm sitzende Foda hat es untersagt. "Wir sind beim Team."

Die Auswahlkicker wecken Begehrlichkeiten, an Stefan Lainer ist Napoli interessiert. Foda freut das, er möchte aber Spekulationen nicht nähren. "Ich bin sicher, dass alle sehr fokussiert sind. Sie haben nur Brasilien im Kopf." (Christian Hackl aus Bad Tatzmannsdorf)