vl.: Ferdinand Wegscheider (Servus TV), Stefan Ruzowitzky (Regisseur), Bogdan Roscic (design. Staatsopern Dir), Kathrin Zechner (ORF), Danny Krausz (Produzent), Moderator Robert Kratky.

Foto: APA/HANS PUNZ

Wien – Lederhose, Walzer, Berge oder doch "Kottan" "Club 2" und "Vorstadtweiber"? Bei der Medienenquete am Freitag versuchte ein Panel zu begreifen, was denn die "mediale österreichische Identität" ausmacht und was Medien, wie derzeit von der Politik dringend gewünscht, dazu beitragen können. Folklore und Nostalgie allein können's wohl nicht sein, war ein Fazit. Und ein weiteres: "Lecker" ist pfui.

Zumindest verrieten sowohl Moderator Robert Kratky (Ö3) als auch ORF-Programmdirektor Kathrin Zechner und Ferdinand Wegscheider von Servus-TV, dass sie gegen dieses Wort "kämpfen". Allerdings wollte man die Debatte dann doch nicht an der Demarkationslinie zwischen "Tomate" und "Paradeiser" führen.

Bogdan Roscic, künftiger Staatsoperndirektor und als Sony-Manager noch Auslandsösterreicher versteht nicht, "warum der erfolgreichste Exportartikel von Österreich nach Deutschland österreichisches Fernsehwerbegeld sein muss und nicht österreichisches Programm. Warum gibt es kein Programm, das die – Entschuldigung – Verbrunztheit der Deutschen in alles Österreichische nutzt?" Dieses könnte "von allen Playern gemeinsam mit ausschließlich österreichischen Inhalten" bestückt werden "und von der Republik Österreich natürlich in seinem Entstehen gefördert".

Selbstwertgefühl als Antrieb

"Selbstwertgefühl" und den Willen zu Exzellenz nannte Zechner als notwendigen Antrieb für österreichische Kreativität. Und verstärkte Zusammenarbeit: "Wir werden ermuntert bis gezwungen, einander zu lieben und zu kooperieren", der ORF tue das bereits, national und international. "Harmonie" hin oder her, Wegscheider ärgerte sich trotzdem ein wenig, dass die Servus TV-Pferdesaga "Trakehnerblut" vom ORF nicht ernst gemeint bzw. herablassend betrachtet werde. Die habe sich gut ins Ausland verkauft.

Schöne Kultur und Landschaft, Künstler, Klimt oder Mozart zu verkaufen – das sei "ein funktionierendes Geschäftsmodell, aber Folklore, die einen Marktwert hat", sagte Regisseur Stefan Ruzowitzky. Ein Öffentlich-rechtlicher müsse nicht nur Opernübertragungen – wie im von Zechner hervorgehobenen ORF III – senden. Nein, auch "Talenteshows – ob Chorgesang oder Kammblasen" möchte Ruzowitzky gerne sehen. Filmproduzent Danny Krausz sah in der Identitätsdebatte auch die "Gefahr einer folkloristischen Redundanz". Was das Förderwesen betrifft, vermisst er ausreichende Mittel für Entwicklung – das meiste gehe derzeit in die Produktion. (APA, 8.6.2018)