Gott sei Dank. Es ist die Linde, die da summt, nicht mein Schädel. Nach der Glüherei die verwinkelte Straße hinauf nach Castelmonte kann man das leicht verwechseln, wenn einem noch das Blut in den Ohren rauscht, weil man es eilig hatte.

Kurvendiskussion: Rudi und Armin diskutieren über das Design des CLS.
Foto: Guido Gluschitsch

Schon in der Früh gab es viel zu tun. Die Dame des Hauses musste pünktlich um halb neun beim Ärztekongress in Grado sein. Keine Frage, dass aus den fünf Testwagen nur einer galant genug war, als Gefährt zu dienen. Darüber, was der Leser über meine fahrerischen Fähigkeiten denkt, weil nicht der Gatte selbst die Angetraute führte, sondern ich als Chauffeur ausgewählt wurde, soll hier nicht spekuliert werden.

Markant ist die LED-Lichterkennung.
Foto: Guido Gluschitsch

Der Weg von der Urlaubsvilla nach Grado führt über 64 Kilometer Landstraße. Die teilte sich der edle Benz mit Panda, Punto und Palio. An ein Überholen war wegen des dichten Verkehrs nicht zu denken. Das störte die Chauffierte jedoch nicht. Sie genoss die Vorzüge des Wagens, der supersolide ist – komfortabel, stark, schön, das richtige Sir-Auto. Gerade in unserem Vergleich. Und Madams Wahl ist schon allein deshalb zu verstehen. Obwohl: So viel Perfektion läuft immer Gefahr, eine Spur langweilig zu wirken.

Auf dem Weg retour hat der Verkehr sogar zugenommen. Dabei musste der CLS rechtzeitig oben am Castelmonte sein. Würde es sich nun doch noch rächen, dass ich die Frau des Freundes auf einen Espresso begleitete?

Wer sitzt nicht im Benz? Die Dame des Hauses. Warum? Weil es am Strand von Grado ruhiger ist.
Foto: Guido Gluschitsch

Allein auf der letzten Etappe, die enge kurvige Straße hinauf auf den Hügel, war die Möglichkeit, wieder Zeit gutzumachen. Welche Ausrede gäbe es denn für ein Zuspätkommen? Den Verkehr würde man mir vielleicht nicht abnehmen. Also musste der 340 PS starke Sechszylinder-Diesel zeigen, was in ihm steckt.

Dank seiner Stärke war der CLS nicht nur rechtzeitig auf dem Berg, sondern auch der Erste, der oben bei Castelmonte eintraf. Jetzt galt es, schnell einen Platz im Schatten zu suchen, um dort dann so zu tun, als würde man sich schon seit einer gefühlten Ewigkeit langweilen. Das machen übrigens immer die Herren Völker und Gluschitsch so, wirklich wahr .

Am Weg, nicht nach Castelmonte.
Foto: Guido Gluschitsch

Der ideale Platz war unter einer Linde. Die hatten sich auch unzählige Bienen als Retiro erkoren, und so kam das Summen zustande, das so laut war, dass keines der herannahenden Geschoße zu hören war.

Zwei Gesichter

Die Ankunft der Heuler ließ aber so lange auf sich warten, dass die Gedanken schon ganz woanders waren. Die Zeit erlaubte es nämlich, den CLS genauer zu betrachten. Er sieht vorn elegant aus, hinten aber sportlich.

Oben, bei Castelmonte.
Foto: Guido Gluschitsch

Der erste CLS, der war ja ein grandioser Wurf, was das Design betrifft. Der zweite nicht so. Jetzt ist das Design wieder packend und mitreißend, auch wenn man die eine oder andere Linie dezenter hätte setzen können.

Übrigens: Die smootheste Autofahrt für die Dame des Hauses? Das Auto heißt Mercedes-Benz, der geübte Chauffeur Guido Gluschitsch. (Armin Karner, 16.6.2018)

Foto: Guido Gluschitsch

ZWEITE MEINUNG

Was hat dieses Auto unter all den Supersportlern zu suchen? Ganz einfach: Es fährt sich einfach super und ist dank enormer Leistungsentfaltung auch sehr sportlich. Der äußerst laufruhige Diesel wuchtet sein Schmalz gleichmäßig und mit Nachdruck auf den Asphalt. Die Coupéform des Viertürers ist von keinerlei Relevanz im Alltag. Das Gefühl im Inneren: dynamische Limousine. Die Entscheidung von Mercedes, von V6 auf Reihenmotor zurückzugehen, war goldrichtig. (rs)