Bevor es zum "Ferialjob" nach Salzburg geht, stehen für die Philharmoniker noch baltische Wochen auf dem Spielplan. Mit dem Letten Mariss Jansons zelebrierte das Orchester im Musikverein die letzten Abonnementkonzerte der Saison.

Im Konzerthaus musiziert man demnächst mit Eliina Garanca – danach geht's in die Heimat des Mezzostars: Ein Konzert wird in Riga gespielt, zuvor wird Vilnius besucht. Der Auftritt mit Jansons war, obschon heftig akklamiert, eine durchwachsene Sache: Tastend und zaghaft begann es mit Bartóks wundervoller fugatofixierter Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta.

Nicht gerade überprobt

Es wirkte bar eines elegischen Geistes, und im vitalen 2. Satz wollte sich in der wattweichen Akustik des Großen Saals nur schwer Prägnanz einstellen. Das Werk wirkte nicht gerade überprobt: Die durch die Streicherteilung recht kleinen Stimmgruppen agierten zu Beginn des 3. Satzes jedenfalls nicht immer homogen.

Wundervoll aber die Celesta-induzierten Klangzaubereien – und im Finalsatz? Da überzeugten die Tutti-Stellen. Die Ersten Geigen des rechten Orchesters (vom Publikum aus gesehen) hörte man indes schlechter als ihre Kollegen vis-à-vis.

Grubendunkle Farben

Großartig immerhin die grubendunklen Farben der tiefen Streicher und des Fagotts in der langsamen Einleitung bei Tschaikowskis Pathétique. Apropos "langsam": Der Walzer wirkte wie eine Fahrt im Cabrio durch eine sanfte Hügellandschaft im Frühling – bei Tempo 30.

Der 3. Satz wurde schließlich eher buchstabiert und kulminierte als schwerfälliger Militärmarsch. Die baltischen Wochen gehen in Salzburg weiter: Jansons, das frisch ernannte Ehrenmitglied der Philharmoniker, dirigiert Tschaikowskys Pique Dame. (sten, 11.6.2018)