Die Wiener Grünen preschen mit einem Vorschlag vor. Der Koalitionspartner SPÖ lehnt ihn ab, bringt dafür ein anderes Projekt aufs Tapet. Gewonnen, ruft die grüne Vizebürgermeisterin.

Es geht um die Citymaut, die Maria Vassilakou gefordert hatte, als der Bau des Lobautunnels nach dem Urteil des Verwaltungsgerichts nicht mehr zu verhindern war. Nun rudert sie zurück und unterstützt stattdessen den Vorschlag eines 365-Euro-Jahrestickets für die Ostregion von Bürgermeister Michael Ludwig und den SPÖ-Spitzen aus dem Burgenland und Niederösterreich.

Ludwig und Vassilakou sind die Köpfe der gemeinsamen rot-grünen Koalition in Wien. Man würde meinen, mobilitätsbezogene Themen werden intern besprochen. Das ist nicht der Fall. Nicht nur, dass sie inhaltlich in dieser Frage Welten trennen. Beide haben bereits die nächste Wiener Wahl im Fokus. Mit dem Nein zum Lobautunnel bemühen sich die Grünen um ihre Kernwähler. Genauso fühlt sich die SPÖ durch das Urteil bestätigt, buhlt sie doch um Wähler in den autofahrerfreundlichen Flächenbezirken.

Das 365-Euro-Ticket für die Ostregion ist für beide ein gesichtswahrender Kompromiss. Nun muss Rot-Grün gemeinsam die ÖVP Niederösterreich überzeugen, die an der Finanzierung zweifelt. Das vorherige Hickhack über die Medien hätte man sich umso mehr ersparen können. Dadurch wirkt die Koalition noch desolater. (Rosa Winkler-Hermaden, 11.6.2018)